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Politiker zum Anziehen. Den Neuköllner Bürgermeister gibt es jetzt als T-Shirt. Die Idee hatten Nina Leonhard (l.) und Jana Reiche, Martin Mai ist fürs Drucken zuständig.

© dpa

Auf T-Shirts: Buschkowsky ist in Mode

"’Ne coole Type": Neuköllner Designer drucken das Gesicht des Neuköllner Bezirksbürgermeisters Heinz Buschkowsky auf T-Shirts.

Außer einem ähnlich klingenden Nachnamen hat der Neuköllner Bürgermeister Heinz Buschkowsky (SPD) eigentlich nichts mit Jeffrey Lebowski gemein. Der Protagonist des Kinoklassikers „The Big Lebowski“ ist ein langhaariger Althippie, der sich selbst nur „Dude“ nennt und mit seinem Leben nicht mehr anzufangen weiß, als im Bademantel White Russians zu trinken, Bowling zu spielen und zu kiffen. Keiner, mit dem ein Politiker gerne verglichen wird. Dennoch haben die zwei Berliner Modedesignerinnen Nina Leonhard und Jana Reiche jetzt zusammengebracht, was nicht zusammengehört: Heinz Buschkowskys Konterfei prangt in weißem Siebdruck auf blauen T-Shirts, daneben steht in derselben Schriftart wie einst auf den Filmplakaten „The Big Buschkowsky“. Die Shirts hängen in ihrem kleinen Laden „JR Sewing“, zwischen buntem Schmuck, Kapuzenpullis und selbst entworfenen Kleidern, außerdem sind sie im Internet zu kaufen. Nina Leonhard, die gerade das Schaufenster dekoriert, trägt Buschkowsky unter ihrer Jacke, ebenso Jana Reiche, die nebenan beim Friseur sitzt.

Normalerweise tauchen deutsche Politiker auf T-Shirts vor allem dann auf, wenn jemand gegen sie protestieren will. Wolfgang Schäuble bekam das während der Debatte um die Vorratsdatenspeicherung zu spüren: Der Leipziger Onlineservice „Spreadshirt“ verkaufte T-Shirts mit seinem Gesicht und der Aufschrift „Stasi 2.0“. Ein ähnliches Motiv zeigte Ursula von der Leyen. Unter der Überschrift „Zensursula“ wurde gegen Ministerin protestiert, als sie Kinderpornografie im Netz mit Internetsperren begegnen wollte.

Im Fall Buschkowsky verhält es sich anders. Das T-Shirt ist eine Art Liebeserklärung an seine Angewohnheit, seine Politik und seine Erfahrungen in markige Worte zu verpacken. „Er benennt Probleme und redet dabei so, dass man ihn versteht“, sagt Nina Leonhard. Außerdem sei er einfach „’ne coole Type“. Wie zum Beweis holt sie einen Reiseführer über Neukölln aus dem Regal. Auf der Rückseite des Buches ist ein Buschkowsky-Zitat abgedruckt: „Wo Neukölln ist, ist vorn – und sollten wir mal hinten sein, ist eben hinten vorn.“ Man kann das Shirt also auch als eine Hommage an den Bezirk an sich begreifen, als ein Stück stoffgewordenen Lokalpatriotismus. Nina Leonhard und Jana Reiche wohnen seit drei Jahren in Neukölln, und sie mögen das Viertel, der billigen Mieten wegen, vor allem aber, „weil hier das echte Leben passiert“ und die Gentrifizierung noch nicht derart zu spüren ist wie beispielsweise in Prenzlauer Berg.

Und was hält der Bürgermeister davon, jetzt auf einem T-Shirt abgebildet zu sein? Zunächst gibt er sich gleichgültig, kann sich ein bisschen Stolz dann aber doch nicht verkneifen. „Ich begreife das T-Shirt auch als ein Stück Bürgernähe“, sagt er. Es sei schließlich nicht die Regel, „dass junge Leute sich mit Akteuren der Bezirkspolitik befassen“. Selbst werde er es wohl trotzdem nicht anziehen. „Aber vielleicht schenke ich ja meiner Frau eines zu Weihnachten.“

Christian Helten

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