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Mika

© dpa

Auftritt der Woche: Der Unvergleichliche

Der Sänger Mika tritt heute in der Columbiahalle auf. Der Sohn einer Libanesin und eines Amerikaners hat die Exzentrik in die europäische Popmusik zurückgebracht.

Darüber ärgern sich Musiker am meisten: Vergleiche. Werden sie berühmt und erfolgreich, müssen sie sich mit anderen Größen der Popmusik messen lassen. Der Shootingstar aus England hat diesen Vergleich gleich selbst in seiner ersten Single aufgestellt: „I try to be like Grace Kelly/ But all her looks were too sad/So I try a little Freddie“. Und seitdem gibt es diesen Vergleich mit dem extravaganten Queen-Frontmann, der Anfang der 90er an Aids verstarb: Freddie Mercury. Die Presse verglich weiter und verwies auch noch auf die Scissor Sisters. Vielleicht weil sie auch exzentrisch sind, vielleicht aber auch weil sie schwul sind. Und wieder wirken all diese Vergleiche, wie Vergleiche immer wirken: etwas unpassend. Mika ist Mika und er besticht durch etwas ganz Eigenes.

Seine Musik ist schrill, die Farben auf den Konzertbühnen viel zu bunt, total 70er und 80er, seine Posen sind exaltiert und dennoch etwas schlaksig, sein Sound ist melodiös, aber dennoch experimenteller als gewöhnlicher Pop. Er ist schwer einzuordnen, und dennoch erinnert vieles an Disco und früher. Es sind die Farben und die Melodien, die man zu kennen glaubt. Etwas ist anders. Mika hat aber auch eine Geschichte zu erzählen, die nicht ganz so zu den geschönten Pop-Biografien unserer Zeit passt. Er ist kein Castinggewächs, kein Retortenmusiker und schon gar kein vom Musikmarketing zurechtgestutzter Popstar. Seine Geschichte klingt noch nach modernem Pop-Märchen. Mika, 1983 in Beirut als Mica Penniman geboren, kam aus dem vom Bürgerkrieg zerbombten Libanon nach Europa. Er ist das Kind einer Libanesin und eines amerikanischen Bankiers. Kurz nach seiner Geburt wanderte die Familie aus, ging nach Paris und Anfang der 90er nach London. Er ging auf eine vornehme Schule und war von Beginn an immer anders: der Akzent, die bunten Klamotten, seine damals eher kräftige Statur. Er wird gemobbt. Bis zu einem Zusammenbruch, der so heftig gewesen sein muss, dass er nicht mehr in die Schule gehen konnte. Er nimmt Musikunterricht und schreibt erste Songs. Der „Vanity Fair“ sagte er mal: „Ich muss keinen Beruf haben, der nur mit der Realität zu tun hat.“

Ein neuer Freddie Mercury?

Mika geht auf ein Musik-College in London, bricht ab, jobbt hier und da, singt in der Oper, wohnt eine Weile in den USA und versucht mit eigenen Stücke eine Plattenfirma zu bekommen. Und das hat geklappt. Sein erstes Album „Life in Cartoon Motion“, das sich mehr als drei Millionen mal verkaufte, wurde von der Kritik und den Fans gefeiert. In diesem Jahr wählte ihn die BBC zum „aussichtsreichsten Musiker“ und seine Single „Relax, Take It Easy“ liefert den Soundtrack zu den Partys des Sommers (und den Song zu einem Telefon-Werbespot). Er hat es geschafft, er lebt seinen Traum. Und er ist eine Kunstfigur.

Die Presse outet ihn als homosexuell, er selbst redet nicht über sein Privatleben. Und es weiß auch niemand etwas. Für ihn gibt es nur die Bühne, die schrillen Farben, poppigen Sounds und seinen Körper, der bei Auftritten hysterisch zuckt und sich keine Ruhe gönnt. Und die Vergangenheit. Über den Rest schweigt er. Mika hat die Exzentrik in den europäischen Pop zurückgebracht und wirkt dabei dennoch irgendwie authentisch. Vielleicht kommen daher ja auch die Vergleiche mit Freddie Mercury.

Wir verlosen zusammen mit Trinity Concerts 2-mal 2 Tickets für das heutige Mika-Konzert in der Columbiahalle (Beginn 20 Uhr) an die Einsender einer E-Mail an die Adresse verlosung@tagesspiegel.de. Bitte Name und Rückrufnummer angeben. Einsendeschluss: 14 Uhr.

Ric Graf

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