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AUFTRITT DER WOCHE: Gitarren, Geld und Gala

Von Super 700 über Micatone bis hin zu Jan Plewka von Selig Sie spielen im Treptower Glashaus für Haiti. Der Clou: die Reihenfolge der Auftritte bestimmt eine Losfee.

Bei der großen ZDF-Spendengala für Haiti vor drei Wochen zögerten Bernd Ehnes und seine Freundin Anke Brauweiler nicht lange: Jeder überwies für die Erdbebenopfer 50 Euro auf das angegebene Spendenkonto. Ein gutes Gefühl wollte sich danach trotzdem nicht einstellen. „Es war irgendwie sehr unbefriedigend“, sagt Ehnes, 31. Weil er und seine Lebensgefährtin die Künstlerbookingagentur „ichbinpop“ betreiben, kam ihnen spontan eine Idee: Warum nicht selbst ein Benefizkonzert auf die Beine stellen? Über gute Kontakte innerhalb der Berliner Musikszene verfügen sie. Ein paar Anrufe und Mails – und die Idee war in die Tat umgesetzt.

Es bedurfte keiner großen Überredungskünste, sagt Bernd Ehnes, „die Musiker fanden unser Vorhaben super“. Und so treten am Sonnabend im Glashaus Bands wie Super 700 und Micatone auf, außerdem Jan Plewka und Christian Neander von Selig sowie Nikko Weidemann, Ben Hamilton und Miss Kenichi. Durch den Abend führt Radiomoderator und Rapper Yaneq. Die Künstler verzichten auf ihre Gagen, die Einnahmen gehen an „Ärzte ohne Grenzen“, die bei ihrer Arbeit vor Ort unterstützt werden sollen. Um die Summe über den Eintritt hinaus aufzustocken, werden während des Konzerts T-Shirts und Snacks an separaten Ständen verkauft.

Wer nun jedoch glaubt, es handele sich hierbei um ein ganz normales Konzert, der irrt. Ehnes knüpft an das Konzept seiner Veranstaltungsreihe „Pop Pourri“ an. Diese hat er mit seinen Agentur-Mitstreiterinnen Katja Krug und Anke Brauweiler entwickelt – letztere ist die Schwester von Paula-Sängerin Elke Brauweiler. Drei Mal hat „Pop Pourri“ bislang stattgefunden, im Ballhaus und im „nbi“ in der Kulturbrauerei. Fünf Berliner Musiker sind eingeladen, auf der Bühne zu stehen. Der Clou: Sie wissen nicht, in welcher Reihenfolge sie auftreten werden. Eine „Losfee“ ermittelt nach jedem Auftritt, wer als Nächstes dran ist. Der Gedanke dahinter ist eben so logisch wie simpel: Weil die Besucher nicht wissen, wer wann spielt, sind sie gezwungen, sich die ganze Show anzusehen. Sie können also nicht erst zum Auftritt ihrer Lieblingsband erscheinen. So wird der musikalische Horizont des Publikums erweitert. Bernd Ehnes drückt das natürlich wesentlich charmanter aus: „Die Veranstaltungsreihe ist für die Gäste eine Entdeckungsreise.“

Die Zahl der „Pop Pourri“-Fans steigt kontinuierlich. Mittlerweile hat sich das Konzept nicht nur bei Berliner Musikfans herumgesprochen, sondern auch bei verschiedenen Künstlern. Beim vergangenen Mal standen die Jungs von Tele im Publikum. Deshalb soll die Reihe künftig regelmäßig stattfinden, alle zwei Monate, über den genauen Termin und Veranstaltungsort informiert Ehnes auf seiner Internetseite www.myspace.com/poppourriberlin. Wie wichtig eine Plattform wie diese gerade für junge Künstler ist, weiß er aus eigener Erfahrung. Vor zwei Jahren hat er unter dem Künstlernamen Nützl sein Album „Ich tanze so gut wie ich singe“ herausgebracht. Dabei war er fünf Jahre zuvor extra von Nürnberg nach Berlin gezogen, um „100 000 andere Dinge machen zu können, die nichts mit der Musikwelt zu tun haben“. Aufgegangen ist sein Plan nicht. Den Menschen von Haiti kommt das nun zugute.

„Pop Pourri for Haiti“ am Sonnabend im Glashaus/Arena: Eichenstraße 4, Treptow. Beginn: 20 Uhr, Eintritt: 10 Euro

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