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© dpa

Auftritt der Woche: Heldenzeit

Vor zwei Jahren wurde Peter Gabriel in Berlin geehrt. Jetzt kehrt er zurück – und singt Mittwoch und Donnerstag in der O2-World.

Man kann natürlich kurz mal die Augen schließen und versuchen sich vorzustellen, wie es gewesen wäre, im Sommer vor vier Jahren, als die Fußballweltmeisterschaft in Deutschland stattfand. Damals sollte, so war der Plan, André Heller eine große Eröffnungsparty organisieren, im Berliner Olympiastadion. Für die Musik machte Heller seinen Freund Peter Gabriel verantwortlich, er sollte die Lieder komponieren, er sollte singen, er sollte so etwas sein wie der musikalische Direktor der Weltmeisterschaft.

Es kam anders. Die Fifa sagte die Party ab. Vielleicht weil sie zu teuer war. Vielleicht weil sie zu wenig mit Fußball zu tun hatte. Und Peter Gabriel ging stattdessen im selben Jahr zur Eröffnung der Olympischen Winterspiele in Turin und sang auf der Bühne „Imagine“ von John Lennon. Danach komponierte er für den Disney-Animationsfilm „Wall-E“ das Lied „Down to Earth“, bekam dafür einen Grammy und eine Oscar-Nominierung. Es ist also nicht so, dass der 60-Jährige nicht wüsste, was er mit seiner Zeit anstellen könnte.

Deshalb geht er auch immer wieder auf Tour. In dieser Woche spielt er in Berlin, an zwei Abenden hintereinander. Gabriel hat ein neues Album herausgebracht, das es bis auf Platz zwei der deutschen Charts geschafft hat. „Scratch my Back“ heißt es, der Sänger interpretiert darauf Lieder, die er mag. Die Platte ist ein Zeugnis guten Geschmacks. Das erste Lied des Albums, das er in Berlin einfach spielen muss, ist David Bowies Hymne „Heros“. Gabriel macht daraus die Version eines alten Mannes, der sich an die Siege seines Lebens erinnert – erschütternd und groß.

Peter Gabriel wird sich an viele Siege erinnern können. Sein musikalischer Triumphzug begann als Gründungsmitglied und Sänger von Genesis 1967. Die Band verließ er acht Jahre später, nach dem großen Konzeptalbum „The Lamb lies down on Broadway“. Gabriel war auf der Suche nach dem Unerhörten, dem Ungesehenen, um es zu vertonen und zu visualisieren. Genesis suchten etwas anderes.

Gabriel fand zunächst das Lied „Solsbury Hill“, in dem er die Jahre mit Genesis verarbeitete. Ein großer Wurf, dem viele experimentelle Würfe folgten, unter anderem zwei auf deutsch eingespielte Alben, inklusive der Single „Schock den Affen“. 1986 lieferte Gabriel mit „So“ ein Meisterwerk ab – mit dem Video zu „Sledgehammer“ revolutionierte er mal eben das neue Genre.

Gabriels Suche ging weiter, er fand immer neue Dinge, die ihn interessierten, Worldmusic zum Beispiel. Und er sucht nach Formen und Möglichkeiten, sich zu engagieren. Die Wahrung der Menschenrechte wurde sein Thema, zunächst bei Amnesty International, dann bei der Organisation „Witness“, die er 1992 mitgründete. Diese Arbeit führte ihn zuletzt 2008 nach Berlin. Am Tag der Deutschen Einheit bekam Peter Gabriel in der Komischen Oper die „Quadriga“, den Preis des Vereins „Werkstatt Deutschland“.

Und jetzt also wieder die Bühne, die Show. Zwei Abende, an denen Peter Gabriel beweisen kann, dass sein musikalischer Triumphzug, der vor 43 Jahren begann, noch nicht zu Ende ist. Zwei Abende, an denen man sich mal ganz kurz vorstellen kann, wie es gewesen wäre, im Sommer 2006, im Olympiastadion. Vielleicht ja wie in seinem Lied „Solsbury Hill“: „I could see the city light. Wind was blowing, time stood still. Eagle flew out of the night.“ Und die Herzen gehen boom, boom, boom.

Die Konzerte beginnen am Mittwoch und Donnerstag um 20 Uhr in der O2-World. Ab 56 Euro, es gibt noch Karten

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