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Nicht kippeln! Doch, Midge Ure darf das, er ist ja alt genug, 56 Jahre. Am Sonnabend tritt er mit der Band Ultravox im Admiralspalast auf.

© Label

Auftritt der Woche: Tanz den Ultravoxtrott

Früher war die New-Wave-Band um Midge Ure eine große Nummer. Jetzt spielt sie an der Friedrichstraße. Wird dann wieder heftig gefeiert? Nee, „Berlin ist eher wie Urlaub“.

Als die Töchter aus Midge Ures zweiter Ehe 2009 erstmals ein Konzert von Ultravox, der alten New-Wave-Band ihres Vaters besuchen, erleben sie eine Überraschung: „Ach Daddy, dieser Song ‚Dancing with tears in my eyes‘ ist echt von dir?“, fragen die drei Mädchen – die Älteste ist 16 – ihn nach dem Auftritt erstaunt. „Ich glaube, sie hatten dabei tatsächlich Stolz in der Stimme“, sagt Ure.

Der Schotte war von 1979 bis 1987 Sänger und Gitarrist bei Ultravox, die sich 1988 auflösten. 20 Jahre später fand anlässlich einer Jubiläumsaufnahme die Wiedervereinigung der Musiker statt, die am Sonnabend in Originalbesetzung im Admiralspalast auftreten. Doch wer sich auf eine zweite Karriere der Band freut, wird enttäuscht. „Es wird nur dieses eine Jahr mit vielen tollen Konzerten geben, und das war es dann“, sagt Ure.

Der 56-Jährige hat nach der Zeit mit Ultravox mehrere Alben veröffentlicht und Hits wie „If I was“ und „Breathe“ gelandet. Zuletzt hat er auch einen Song zum aktuellen Schiller-Album „Atemlos“ beigefügt. Alles gesungen mit dieser hohen, weichen, wie schwerelos klingenden Stimme, die schon den Ultravox-Hits „Vienna“ und „Hymn“ ihren Charakter verliehen hat. Zurzeit arbeitet Ure an Material zu einem neuen Album, „das vielleicht in Richtung Pink Floyd gehen könnte“. Und er hat eine Internetplattform zur Unterstützung unabhängiger Künstler gegründet, www.tunited.com heißt sie. Hierüber sollen Nachwuchsmusiker ihre Songs vertreiben können – mit 100-prozentiger Gewinnbeteiligung. Für Ure, den Synthesizer-Pionier, ist alles, was mit Computer und Technik zusammenhängt, spannend. Immer wenn er unterwegs ist, nutzt er die Musiksoftware seines Laptops, um Songs zu schreiben.

Seine eigenen Lieder wird Ure auf dem Konzert mit Ultravox nicht spielen. Hier stehen die Hits der Band im Vordergrund. „Ich denke auch nicht, dass meine Kollegen sehr erfreut wären, wenn ich plötzlich meine Solostücke anspielte“, sagt Ure mit einem kleinen Lachen. Nach der Auflösung 1988 sah es nämlich um die bandinternen Beziehungen nicht sehr gut aus, es kam sogar zu rechtlichen Auseinandersetzungen. Doch Neid und Hass seien heute längst vergessen, so Ure.

Nicht vergessen hat Ure seine Zeit in den Achtzigern mit Ultravox in Berlin. „Wir haben viele Male hier gespielt. Die Stadt kam uns damals wie eine Insel vor – sie vibrierte regelrecht“, sagt er. Oft sei er mit seinen Bandkollegen im Chez Romy Haag gewesen, dem Schöneberger Club, in dem auch David Bowie in den Siebzigern ein und aus ging. Doch Ure wünscht sich diese Zeit der wilden Parties mit allem, was dazugehört, nicht mehr zurück. „Wenn wir jetzt mit Ultravox in Berlin spielen, ist das mehr wie ein Urlaub oder wie das Treffen mit einem alten Freund.“

Sonnabend, 20 Uhr, im Admiralspalast. Karten 42-62 Euro

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