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Helle Köpfe. Gustav Peter Wöhler und seine Band interpretieren bekannte Songs auf ihre ganz eigene Art.

© Promo/Charlie Spieker

Auftritt der Woche: Verknallt in Paul McCartney

Der Schauspieler Gustav Peter Wöhler singt ein biografisch angehauchtes Programm – mal rockig, mal elegisch. Er und seine Band spielen Lieder, die sein Leben geprägt haben und Wöhler erzählt Geschichten dazu. Wie die von seinem Coming out mit 13 oder 14.

Klein, pummelig, Brille – tja. So sieht weder der Prototyp des Erfolgsschauspielers noch der des Popstars aus. Dass Gustav Peter Wöhler beides auf seine sehr eigene Weise trotzdem geworden ist, ja, dass er sich überhaupt getraut hat, je eine Bühne zu betreten, verdankt er Dieter Meyer. Dieter wem? Na, Dieter Meyer, dem ehemaligen Religionslehrer des Jungen aus Eickum bei Herford. Der riet Wöhler vom Sozialpädagogikstudium ab: „Du musst Schauspieler werden! Das können auch Leute, die aussehen wie du.“

Was stimmte, wie Gustav Peter Wöhler, 54 Jahre alt, regelmäßig im Kino, im Fernsehen und in Berlin im Januar sowohl am Berliner Ensemble wie im Schlosspark-Theater zu sehen, inzwischen selbst am besten weiß. Trotzdem sagt er: „Ich bin eigentlich kein mutiger Mensch. Ich muss immer in den Arsch getreten werden.“ Dafür hat Dieter Meyer in jedem Fall Wöhlers Coverversion von „Son of a Preacher Man“ verdient, die er ihm in seinem biografisch angehauchten Programm „Get back“ widmet. Montagabend singt er es mit seiner Band im Tipi am Kanzleramt zum Tourabschluss vorerst zum letzten Mal.

Seit fast 15 Jahren macht Wöhler, der mit Regisseuren wie Peter Zadek, Doris Dörrie, Otto Waalkes, Werner Herzog und Fatih Akin gearbeitet hat, schon Musik. Ein Trendsetter sozusagen, denn früher gab es – verglichen mit heute – noch deutlich weniger Schauspieler, die sich auch als Sänger was dazu verdienen. Fünf Alben hat die Gustav Peter Wöhler Band inzwischen eingespielt.

Für 2011 hecken Frontmann Wöhler, Gitarrist Mirko Michalzik, Bassist Olaf Casimir und Pianist Kai Fischer, die beide auch mit Annett Louisan spielen, gerade ein neues Programm aus. Nach welchen Kriterien? Och, sagt Wöhler, sie seien ja so Coverleute, mal elegischer, mal rockiger, aber auf keinen Fall eine Top-Fourty-Band. Gespielt wird, was alle mögen und Charakter hat. „Ich muss den Song erleben können“, sagt der Frontmann. Bei „Get back“ sind das Nummern von den Beatles, Joni Mitchell, Janis Joplin, Rio Reiser, Randy Newman oder Leonard Bernstein. „Alles welche, die mich im Leben nach vorne gebracht haben“, sagt Wöhler, der dazu kleine Geschichten beim Konzert erzählt.

Solche wie die von seinem Coming out mit 13 oder 14. Das wisse ja kaum einer, dass „Your Song“ von Elton John ein Coming-out-Song, ein Liebeslied an einen Mann sei, erzählt Wöhler. „Als ich das gehört habe, habe ich gewusst – ich muss mir keine Gedanken machen, es ist gut, wie ich bin.“ So wurde die zuckersüße Ballade zumindest sein Coming-out- Song. Inzwischen ist Wöhler im dritten Jahr mit Albert Wiederspiel, dem Chef des Filmfests Hamburg verheiratet. Die beiden leben halb dort und halb in Charlottenburg. Und Weihnachten? „Feiern wir erstmals in Berlin. Alberts 84-jährige Mutter kommt aus Kopenhagen.“ Weihnachtslieder gibt’s im Tipi aber nicht: „Iih, nee, sowas machen wir nicht.“

Am Titel der Show „Get back“ ist übrigens Rita Flachmann schuld. Rita wer? Na, Rita Flachmann aus Eickum. Die war 14 als der kleine Gustav Peter acht war, die Nachbarstochter, die immer Beatles- Platten gedudelt hat. Zu Hause bei Wöhlers liefen dagegen immer Caterina Valente und Elvis. Beides schrecklich, findet Wöhler. „Aber in Paul McCartney war ich sofort verknallt.“ Ist spaßig, mit Wöhler zu plaudern. Und wenn er erst im schwarzem Anzug mit wild über der Hose hängendem weißen Hemd vor der Band herum wippt, ist bei einem Song wie „Short People“ reichlich Selbstironie im Spiel. Aber es geht vor allem um die Musik. „Ich nehme das ernst“, sagt er, „selbst wenn’s nicht so aussieht.“

Tipi am Kanzleramt, Montag 20 Uhr, ab 24,50 Euro

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