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© dpa

Ausstellung: Ärger im Panoptikum

Kunstsammler Hans Grothe zahlt eine hohe Geldstrafe, weil die Ausstellung noch immer geschlossen ist.

Der preußisch volkstümliche Bilderreigen des Panoptikums und Anselm Kiefers großformatiger Werkzyklus über die Geschichte der Freiheit – was auf den ersten Blick nicht zueinander zu passen scheint, Hans Grothe denkt es nur zusammen. „Wenn beides in einem Haus präsentiert wird, bedeutet dies einen entspannten und interessanten Museumstag für die ganze Familie“, sagt der Duisburger Kunstsammler und Bauherr. Oma und Opa könnten mit den Enkeln ins Panoptikum gehen und sich dort Wachsfigurengruppen wie die von Friedrich dem Großen mit seinen Windspielen ansehen, während die Eltern die Ausstellung mit den 30 zwischen 1980 und 2005 entstandenen Kiefer-Bildern besuchten.

Doch wie es aussieht, muss Grothe seinen lang gehegten Traum von einem familientauglichen Museum mit kulturellem Anspruch und historischem Berlinbezug erst einmal begraben: Mehrere hunderttausend Euro Vertragsstrafe hat der 79-Jährige dem Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf nun bezahlt, weil er seiner Verpflichtung, das Panoptikum der Öffentlichkeit wieder zugänglich zu machen, auch nach mehr als zehn Jahren nicht nachkommen konnte.

Bis 1998 war die aus 350 Wachsfiguren und einem medizinischen Kabinett bestehende Sammlung im alten Ku’damm-Eck untergebracht, das Grothe 1998 abreißen ließ und an dessen Stelle er ein 45 Meter hohes Geschäftshaus errichtete. Erst wollte der Kunstfreund, der dem Bezirk unter anderem den 27 Meter hohen Pendel-Obelisken auf dem Joachimsthaler Platz geschenkt hat, das Panoptikum am alten Standort im neuen Gebäude zeigen. Dann sollte es ein Haus weiter präsentiert werden, in Grothes Neubau, dem heutigen Concorde-Hotel. Doch mehrfach scheiterten die Ideen.

Auch, als in einem letzten Schritt mit dem Bezirk beschlossen wurde, anstelle des Panoptikums eine Sammlung zeitgenössischer Kunst, darunter Bilder von Kiefer, in einem benachbarten früheren TU-Gebäude zu zeigen. Dieses Haus wurde aber an Investoren verkauft, die anstelle des Panoptikums lieber Garagen bieten wollten.

„So habe ich nun sehr bedauernd die Vertragsstrafe gezahlt – nicht allein wegen des Geldes, sondern weil mir das Projekt sehr am Herzen liegt“, sagt Grothe, der zurzeit auf seinem Zweitwohnsitz auf Mallorca weilt. Der dortige Gouverneur der Balearen habe ihm sogar angeboten, beides, das Panoptikum und die Kiefer-Bilder, im neuen Konferenzzentrum in Palma ausstellen zu können. „Doch was sollen diese Dinge dort? Es geht ja schließlich nicht allein um Unterhaltung, sondern um Kultur. Und auch um Berliner Geschichte“, sagt Grothe. So sucht er weiter unverdrossen nach Möglichkeiten, die Pläne für sein Familienmuseum zu realisieren. Am liebsten noch immer im Zentrum.Eva Kalwa

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