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Monet

© Katalog

Ausstellung: Alle fliegen auf Monet

Halbzeit bei den „schönsten Franzosen“ in der Nationalgalerie. Der 250.000. Besucherin erhält ein Ticket nach Paris.

„Die schönsten Franzosen kommen aus New York“: Seit 1. Juni wird diese Behauptung in der gleichnamigen Ausstellung in der Neuen Nationalgalerie aufgestellt. Charlotte Schultz war gestern die 250 000. Besucherin, die sich die französischen Meisterwerke des 19. Jahrhunderts ansehen wollte, die das Metropolitan Museum of Art aus New York noch bis 7. Oktober in Berlin zeigt.

„Bei der MoMa-Ausstellung hatte ich nicht so viel Glück“, freute sich die 25-jährige Juristin aus Frankfurt (Main), wo sie am Lehrstuhl für Strafrecht und Kriminologie arbeitet. Damals hatte sie auch ihre Schwester in Berlin besucht. Der geplante Kunstgenuss der MoMa-Ausstellung war dann aber ins Wasser gefallen, die Warteschlange war den Schwestern einfach hoffnungslos zu lang gewesen.

Bei ihrem jetzigen Berlinbesuch hatte Charlotte Schultz dafür nun um so mehr Glück. Nicht nur, dass sich dank des neuen Ticketsystems ihre Wartezeit auf erträgliche 45 Minuten verkürzte, als 250 000. Besucherin wurde sie dafür auch noch belohnt. Außer einem riesigen Blumenbukett überreichten ihr die Museumsmitarbeiter ein Ticket für ein Wochenende zu zweit in Paris. In der Stadt also, aus der die „schönsten Franzosen aus New York“ fast alle ursprünglich herkommen.

Unter den Bildern, die sich Charlotte Schultz dann gestern in der Neuen Nationalgalerie anschaute, fand sich keines, das ihr besonders auffiel. Der Impressionismus ist künstlerisch nicht ihr Fall, ein Plakat mit einem Motiv von Claude Monet hängt dennoch in ihrer Wohnung.

Die Vorliebe für Monet teilt die junge Frau mit einem Großteil der nunmehr über 250 000 Ausstellungsbesucher am Kulturforum Potsdamer Platz. Neben Vincent van Gogh, Edouard Manet, Jules-Bastien Lepage und Marie-Denise Villers gehört Claude Monet dort zu den fünf beliebtesten „schönsten Franzosen“ und sein 1867 gemalter „Garten in Sainte-Adresse“ ist gar das beliebteste Kunstwerk der Ausstellung. Das ergab eine Befragung von Ausstellungsbesuchern.

Hatten die Macher ursprünglich mit täglich 4500 Besuchern gerechnet, so sind es im Moment durchschnittlich 5200, Tendenz steigend. 40 Prozent kommen aus Berlin, 60 Prozent sind auswärtige Gäste, von denen wiederum acht Prozent ausländische Besucher sind. „Die schönsten Franzosen“ ziehen dabei vor allem Frauen an – ihr Anteil unter den Museumsbesuchern ist mit 70 Prozent überdurchschnittlich hoch.

Dass das Publikum tendenziell älter ist – nicht einmal ein Drittel ist unter 40 Jahre alt – zahlt sich finanziell auch im Ausstellungs-Shop aus. Jeder vierte Besucher kauft dort etwas – bisher 25 000 Kataloge, 15 000 Plakate und 120 000 Postkarten. Beliebtestes Motiv ist dabei Marie-Denise Villers „Zeichnende junge Frau“; zu den Verkaufsschlagern zählen aber auch Sonnen- und Regenschirme und die CD „Belle Epoque“ mit dem Soundtrack zur Ausstellung der „schönsten Franzosen“.

Heidemarie Mazuhn

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