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Frida-Kahlo-Ausstellung in Berlin: Frida war unberechenbar

200 000 Besucher kamen zur Kahlo-Ausstellung, weit mehr als erwartet. Die Folge: lange Schlangen. Nun will der Gropiusbau ein Zeitfenster-Ticket einführen

„Toll, ich bin total begeistert!“ Gerda aus Bad Homburg findet, ihre vier Stunden Wartezeit gestern haben sich gelohnt. Andere Stimmen sind kaum zu finden am letzten Tag der Ausstellung, die jeder sehen wollte. Selbst nach sieben Stunden Wartezeit ermüdete Kahlo-Fans strahlten, nachdem sie Fridas Leidensbilder endlich hatten sehen können. „Die Ausstellung ist super gelaufen“, ist denn auch die Bilanz von Gereon Sievernich, Direktor des Martin-Gropius-Baus. Kurzfristig war sogar der Einlass noch einmal bis 22 Uhr verlängert worden. 200 000 Besucher seien gekommen. „Damit ist die Kahlo-Schau die erfolgreichste monografische Ausstellung unseres Hauses.“

Dass die Besucher zum Teil bis zu acht Stunden warten mussten, erklärt Sievernich mit den begrenzten Raumkapazitäten. Wegen der Sicherheitsbestimmung hätten sich lediglich 250 Menschen zeitgleich in den Ausstellungsräumen aufhalten dürfen, und das habe eben zu langen Schlangen vor dem Gebäude geführt.

Sievernich gelobt Besserung: Menschenmassen am Einlass sollen künftig die Ausnahme sein. Er erwägt die Einführung eines Zeitfenster-Ticketsystems, bei dem man die Karten vorab für eine bestimmte Uhrzeit kaufen kann. Wie schnell dieses neue System umgesetzt werden kann, ließ er jedoch offen. Und so muss man womöglich erneut längere Wartezeiten einkalkulieren, wenn ab dem 24. September im Gropius-Bau die Ausstellung „WeltWissen“ ansteht und ab dem 2. Oktober Werke des französischen Künstlers Pierre Soulage gezeigt werden.

Bei C/O Berlin im Postfuhramt an der Oranienburger Straße in Mitte hat man ebenfalls Erfahrungen mit langen Wartezeiten. Im vergangenen Jahr zeigte die Galerie Arbeiten der amerikanischen Fotografin Annie Leibovitz. Mit 50 000 Besuchern rechneten die Kuratoren im Vorfeld, am Ende waren es 110 000. Zu Spitzenzeiten kamen mehr als 2500 Menschen täglich – fast das zehnfache der sonst üblichen Gästezahlen. Um dem Andrang gerecht zu werden, wurde das Personal verdreifacht. Aber selbst diese Maßnahme verhinderte nicht, dass die Besucher zum Teil bis zu zweieinhalb Stunden anstehen mussten und sich vor dem Gebäude eine Schlange von knapp 70 Metern Länge bildete.

„Solche Blockbuster kann man nicht berechnen“, sagt Galerie-Sprecher Mirko Nowak. Insofern sei den Verantworlichen im Martin-Gropius-Bau kein Vorwurf zu machen. Bei C/O Berlin laufen derweil die Vorbereitungen für die Schau des berühmten Modefotografen Peter Lindbergh, die am 24. September eröffnet wird. „Zurzeit können wir noch nicht abschätzen, was uns erwartet“, sagt Nowak. Sollte es jedoch erforderlich sein, werde man kurzfristig mehr Personal einstellen und die Öffnungszeiten verlängern. Die Einführung eines sogenannten intelligenten Ticketsystems, bei dem man entweder im Internet oder vor Ort Karten für ein bestimmtes Zeitfenster kaufen kann, sei bislang nicht erforderlich gewesen: Die Anschaffung der dafür nötigen Barcode-Lesegeräte sei zum einen sehr teuer, zum anderen sei es sehr zeitaufwändig das Personal entsprechend zu schulen.

Die Staatlichen Museen zu Berlin (SMB) setzen seit dem vergangenen Jahr auf den Verkauf von Zeitfenstertickets, die im Internet oder vor Ort erworben werden können. Das System wurde als erstes am Neuen Museum eingeführt, das im vergangenen Oktober nach der Sanierung durch David Chipperfield Wiedereröffnung feierte. Eine Million Besucher kamen bislang, etwa ein Viertel erwarb die Karten über das Internet. Nach Auskunft von Christoffer Richartz vom Besucherdienst der SMB hat es nicht zuletzt dadurch „keine ausgesprochene Schlangenbildung“ gegeben. Ein Beweis dafür, dass sich die Umstellung auf das System lohnt. Im nächsten Jahr soll es auch im Pergamon-Museum eingeführt werden. Im Januar eröffnet dort eine Ausstellung zu den Grabungen in Tell Halaf, im Herbst wir eine umfangreiche Pergamonschau gezeigt, mit einem Großpanorama des Künstlers Yadegar Asisi.

Auf zeitlichen Vorlauf setzen die Kuratoren der Ausstellung „Gesichter der Renaissance – Meisterwerke italienischer Portrait-Kunst“. Seit Anfang des Monats kann man Karten für die Schau im Bode- Museum vorbestellen, das Haus gehört ebenfalls zu den Staatlichen Museen zu Berlin. Zu sehen sind die 150 Meisterwerke aus dem New Yorker Museum of Modern Art (MOMA) jedoch erst ab dem 25. August 2011.

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