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Spreedampfer Hansabrücke

© Doris Spiekermann-Klaas

Baumfällungen: Ruhe am Landwehrkanal

Berlins Reedereien sind nicht so glücklich über die Zustände am Landwehrkanal, denn er bleibt gesperrt. Die Anwohnerinitiative hat bisher Baumfällungen verhindert, ist aber unsicher, was nun passieren wird.

Eher ruhig ging es heute am Landwehrkanal zu. Nach wie vor ist die Wasserstraße für den Schiffsverkehr gesperrt, denn laut Schifffahrtsamt ist das Ufer des Kanals nicht mehr sicher - das Gewicht der Bäume belaste die maroden Kanalmauern. Um Schifffahrt und Spaziergänger nicht zu gefährden, sollten ursprünglich 200 Bäume über 15 Meter Höhe, die bis zu drei Meter vom Ufer entfernt stehen, am gesamten Kanal auf einer Länge von elf Kilometern gefällt werden.

Die Bürgerinitiative "Bäume am Landwehrkanal" ist deshalb seit Tagen in erhöhter Bereitschaft. 65 bis 70 Mitglieder sind nach Angaben ihres Mitbegründers Arno Paulus im Augenblick am Kanal unterwegs, um "Fällmaßnahmen" (O-Ton Wasser- und Schifffahrtsamt) zu verhindern. Hartmut Brockelmann, der Chef des Wasser- und Schifffahrtsamtes hatte angegeben, bis zum Mittwoch um die 80 Bäume zu fällen und dann den Kanal wieder für Schiffe freizugeben. Dies beunruhigt die Baumfreunde, auch wenn am heutigen Tage keine Bäume mehr abgesägt wurden.

Das Schifffahrtsamt hält sich mit Informationen zurück, für den Tagesspiegel war die Bundesbehörde nicht zu einer Stellungnahme bereit. Heute begannen Mitarbeiter des Schifffahrtsamts, auf Höhe der Lohmühle die Ufer des Kanals zu sichern, Teile der Uferbefestigung waren bereits 2004 abgesackt. Die Mitarbeiter stellten Zäune auf und schütteten Steine vor der Uferböschung auf.

Anwohner fordern sanfte Sanierung

Die Anwohnerinitiative begrüßte die Sicherungsmaßnahmen, da dies einer ihrer Forderungen entspreche: Zäune an gefährdeten Stellen aufzustellen und dann die Bäume mit Seilen zu sichern. Arno Paulus verweist auf Erfahrungen aus den 70er Jahren. Am Corneliusufer in Charlottenburg wurden Bäume mit Seilen gesichert und das Ufer anschließend saniert. "Das ist schwieriger, aber es geht", meint Paulus.

Berlins Reedereien sind unglücklich über die jetzige Situation. Ausflugsdampfer dümpeln an den Anlegestellen und warten darauf, wieder zur Brückentour auslaufen zu dürfen. Teilweise nutzen die Schiffe auch Alternativrouten über die Spree und andere, nicht gesperrte Kanäle.

Demonstration vor Willy-Brandt-Haus

Heute morgen demonstrierten etwa 30 Aktivisten friedlich vor der SPD-Zentrale Willy-Brandt-Haus in Kreuzberg. Sie wollten Bundesbauminister Wolfgang Tiefensee auf ihr Anliegen aufmerksam machen. Tiefensee war zu einer Sitzung des SPD-Parteivorstandes angereist. Das Wasser- und Schifffahrtsamt ist Tiefensees Bauministerium zugeordnet.

Die Baumschützer bekommen Unterstützung vom Kreuzberger SPD-Abgeordneten Stefan Zackenfels und der Berliner Grünen-Fraktion. Die Pläne des WSA stellten einen "eklatanten Bruch" der getroffenen Vereinbarungen dar, sagte Grünen-Vize-Fraktionschef Dirk Behrendt. Es sei abgesprochen worden, dass die Anwohner vorab darüber informiert werden, welche Bäume konkret gefällt werden sollen. Wenn es eine akute Gefahr für den Schiffverkehr geben sollte, könnte diese auch durch "baumschützende Sicherungsmaßnahmen vorläufig gebannt werden", kritisierte der Naturschutzexperte der Fraktion, Stefan Ziller. Danach sei es möglich, den Schiffsverkehr mit reduzierter Geschwindigkeit wieder zuzulassen.

Michael Hörz

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