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Berlin

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Berlin auf Slogan-Suche: "Wir können alles - nur nix richtig"

Berlin sucht einen neuen Slogan. Einen, der mit Fantasie und Nachdruck auf die Vorzüge der deutschen Hauptstadt hinweist. Wowereit verspricht sich von einem Beratergremium den passenden Vorschlag. Doch auch die Ideen der Bürger sind willkommen.

Die Slogan-Suche ist eines der Anliegen des im August vorgestellten neuen Berlin-Boards. Von einem prominent besetzten Beratergremium verspricht sich Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) Hilfe und Unterstützung für ein neues Berlin-Image. Die einst von Wowereit selbst erfundene Charakterisierung "Arm, aber sexy" ist zwar weit über die Stadtgrenzen bekannt, zum offiziellen Werbespruch eignet sie sich aber offensichtlich nicht. Deshalb gibt es den offiziellen "Wettbewerb für eine neue Dachmarke für Berlin". Ideen dafür können noch bis zum 1. Oktober eingereicht werden.

"Die Ausschreibung ist gut angenommen worden", sagte Vize-Senatssprecher Günter Kolodziej heute. Allein zu dem Briefing am 23. August im Roten Rathaus seien rund 60 Agenturen und mehr als 100 Teilnehmer gekommen. Neben solchen professionell Interessierten haben sich auch mehrere hauptstädtische Medien bereits Gedanken über ein zur Stadt passendes Motto gemacht. Den einen oder anderen nicht ernst gemeinten Vorschlag unterbreitete jetzt das Stadtmagazin "zitty" in seinem jüngsten Heft.

Unter der an die Imagekampagne von Baden-Württemberg erinnernden Überschrift "Berlin. Wir können alles - nur nix richtig" ist beispielsweise der Hauptbahnhof zu sehen. Das im Frühjahr 2006 eröffnete Gebäude der Bahn hatte mit Pannen wie einem gelösten Stahlträger und einem zu kurz geratenen Dach für Schlagzeilen und Häme gesorgt. Unter der gleichen Zeile sind auf einem anderen Bild "urbane Penner" zu sehen. Das Magazin schreibt dazu: "Wo sonst kann man ungestraft denken, dass man die Welt neu erfindet, wenn man nichts anderes macht, als seine Tage im Café zu verbringen, das Apple Notebook auf dem Schoß, den Latte Macchiato in der Hand?"

"Berlin. Stadt der Begegnung"

Eine andere Kampagne der "zitty"-Kreativen lautet "Berlin. Stadt der Begegnung." Dazu sind mehrere küssende oder fast küssende Paare, wie Leonid Breshnew und Erich Honecker, Klaus Wowereit und Désirée Nick sowie Eisbär Knut und sein Pfleger Thomas Dörflein zu sehen. Besonders pikant in dieser Reihe das Bild eines Polizisten, der einen Demonstranten offensichtlich gewaltsam im Arm hält. Sicher eine Anspielung auf Berlin als "Demonstrationshauptstadt" Deutschlands.

Zum Schmunzeln gibt es auch etwas unter der Überschrift "Berlin. Jeder bekommt eine zweite Chance." Da ist unter einer güldenen Blechbüchse zu lesen "Ich war der Palast der Republik" und das Abbild eines Döners mit der Unterzeile "Ich war einmal Fleisch" erinnert an den jüngsten Ekelfleischskandal. Zur Zweite-Chance-Reihe gehört auch eine Fotografie, die Eberhard Diepgen und Klaus-Rüdiger Landowsky zeigt. Die Unterschrift "Ich war noch nicht fertig" karikiert den unfreiwilligen Abgang des Regierenden Bürgermeisters und seines CDU-Fraktionschefs im Jahr 2001 im Zuge der Berliner Bankenaffäre.

Wie viele Vorschläge für einen Berlin-Slogan und dessen Gestaltung inzwischen eingegangen sind, wollte der Vize-Senatssprecher nicht sagen. Es werde aber für die letzten Tage des Wettbewerbs noch ein "großer Schwung" Einsendungen erwartet, sagte er. Im Oktober sollen die Entwürfe dann gesichtet und bewertet werden. Die Sieger in den Sparten Slogan, Kommunikationsdesign und Konzeption/Kreation werden dann in der Sitzung des Berlin-Boards Mitte November öffentlich gemacht, kündigte Kolodziej an. Danach werde beraten, wie der neue Slogan, nach innen und außen transportiert werden soll.

Alle, die in den letzten Wettbewerbstagen noch Ideen haben, wie das Lebensgefühl der Stadt verbal und optisch auf den Punkt zu bringen ist, finden Ausschreibung und weitere Informationen im Internet unter www.berlin.de.

Claudia Pietsch[DDP]

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