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Stadtleben: „Berlin bewegt sich“

Georg Baselitz über seine ehemalige Heimatstadt und wie ihre Kunstszene gefördert werden könnte

Georg Baselitz (69) ist einer der bedeutendsten deutschen Maler. Der gebürtige Sachse lebte in den sechziger Jahren in West-Berlin, bevor er auf ein Schloss in der Nähe von Hildesheim und schließlich nach Oberbayern zog.

Sie sind zurzeit in London, wo am 22. September Ihre Retrospektive in der Royal Academy of Arts beginnt. Lassen Sie uns über Berlin sprechen, die Stadt, die Sie gehasst haben, aber eigentlich lieben müssten, wie Sie es einmal formulierten. Wie sehen Sie ihre langjährige Heimatstadt heute?

Es bewegt sich was. Heute gibt es viele Galerien, viele Geschäfte. Aber ich war überrascht, als ich jetzt in dem Interview mit Nicolas Berggruen las, dass Berlin immer noch nicht mehr als 3,5 Millionen Einwohner hat.

Der Sohn des großen Sammlers Heinz Berggruen, selbst Kunstsammler und Unternehmer, hat im Tagesspiegel gesagt, dass Berlin zwar hochattraktiv sei, aber zu wenig Einwohner habe. Er setze bei seinen Geschäften auf den Bevölkerungszuwachs.

In Berlin fehlt einfach das Geld. Dass die Kunstszene in London inzwischen so interessant ist, liegt doch an Leuten wie Charles Saatchi. Er versteht den Markt und hat die zeitgenössische Kunst mit seinen Geschäften vorangebracht.

Was kann Berlin tun?

Subventionen helfen jedenfalls nicht. Subventionierte Kunst ist tote Kunst. Macht eine Steueroase aus Berlin!

Sie loben London. Andererseits können gerade junge Künstler in London wegen der hohen Lebenshaltungskosten kaum noch leben.

Künstler müssen ja nicht in der Stadt wohnen, sie könnten zum Beispiel aufs Land ziehen.

Was muss in Berlin sonst noch geschehen?

Berlin muss nutzen, was direkt vor der Tür liegt. Es kommen doch die Studenten aus Osteuropa. Gleichzeitig laufen an der Universität der Künste die Professoren weg. Zuallererst braucht die Stadt wieder eine gute Hochschule der Künste.

Die Fragen stellte Markus Hesselmann.

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