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© dpa

Berlin Fashion Week: Aufgebrezelt auf dem Laufsteg

Der Tag der großen Namen auf der Fashion Week mit Vivienne Westwood und Gabriele Strehle.

Die Models hatten Spaß. Ob der nun von oben verordnet worden war oder die bunten Kleider die Laune hoben: Das Publikum bei Vivienne Westwood ließ sich vom fröhlichen Grinsen der Mädchen anstecken. Die komplette Entourage der Popband No Angels beklatschte jedes zweite Outfit, und Meret Becker pfiff typgerecht Beifall durch die Finger. Am Freitagabend zeigte die britische Designerin Vivienne Westwood ihre Zweitlinie Anglomania, die weniger eine heruntergekochte Version ihrer Hauptkollektion ist als ein „Best of“ aus dem Archiv ihres jahrzehntelangen Schaffens.

Was da über den Laufsteg ging, war denn auch die erste erfrischende Viertelstunde bei dieser Modewoche: mit riesigen Punkten verzierte Hosen, zeltweite, quer gestreifte Jerseykleider über hüpfenden spitzenverzierten Reifröcken. Dazu ein wenig Ethnoprinzessin hier, ein paar Piratenbräute dort, die sich allerdings in ihren rot-weiß gemusterten Kleidern mit verrutschten Schultern besser an der Seite von Pippi Langstrumpf als von Jack Sparrow aus „Piraten der Karibik“ machen würden. Warum eines der Models eine Brezel als Accessoire bei sich trug, wird wohl für immer das Geheimnis der Designerin bleiben – sie war gar nicht nach Berlin gekommen.

Die scheue deutsche Modemacherin Gabriele Strehle von Strenesse wäre wahrscheinlich auch lieber in ihrer Heimatstadt Nördlingen geblieben. Aber sie zeigte sich tapfer nach ihrer Schau und holte sich den verdienten Beifall ab. Sie zeige durchweg tragbare Stücke, von denen wir den meisten im nächsten Jahr im Laden wiederbegegnen werden. Es soll eben keine Zeit mit Unterhaltung verschwendet werden: Schließlich geht es hier ums Geldverdienen. Die drei Schauspielkolleginnen Christiane Paul, Alexandra Maria Lara und Hannah Herzsprung tauschten sich denn auch angeregt über die Kleider aus – immerhin tragen die drei zu fast jedem Anlass Strenesse. Auch zwischen Sabine Christiansen und ihrem Lebensgefährten Norbert Medus gab es genügend Modegesprächsstoff. Beide saßen bei der Schau zunächst im Publikum und erschienen später auch zur Aftershow-Party.

Viele Fachleute waren erstaunt, wie viel es an den ersten Tagen zu sehen gab: Am Morgen hatte das Label Sisi Wasabi aus Berlin mit einer vor ausladenden Abendroben strotzenden Kollektion vorgelegt. Es folgte die Berlinerin Mischa Woeste mit ihrer Kollektion, der man mit all den Wald- und Wiesenmotiven den Waldelf Puck als Inspiriation ansah.

Ganz besonders beschäftigt ist dieser Tage Verona Pooth, die am Donnerstag ihren Modeparcours im Untergrund begann. Dort fuhr sie mit gepiercten Modegruftis und gepflegten Stilpunks U-Bahn, um sich dann am Freitag in die erste Reihe der Berlin Fashion Week vorzuarbeiten. Dafür war sie dann auch extra zwischen Strenesse und Vivienne Westwood noch schnell beim Friseur und ließ sich die Haare hochtoupieren – Nachteil jener, die hinter ihr saßen.

Und noch etwas ist auf den Modenschauen zu beobachten: Wer glaubt, die Jeans habe sich als Hose für jeden Anlass in Berlin etabliert, der täuscht sich: Männer erscheinen in Anzügen, Frauen tragen Kleider, und auch auf den Sommereinbruch ist die Modewelt bestens vorbereitet: Die Stoffmenge der Kleider wurde einfach drastisch reduziert, Hemden werden offen getragen und die am Eingang verteilten Fächer dankbar genutzt. 

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