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Berlin Music Days: Im BerMuDa-Dreieck

Im Vorjahr waren die Berlin Music Days noch eine Reaktion auf die Absage der Popkomm. Diese ist zurückgekehrt, doch auch das Ersatzfestival bleibt erhalten. Bis zum Sonntag wird in 20 Clubs gefeiert, unter anderem mit DJ Paul Kalkbrenner.

Als hätte plötzlich jemand eine neue Platte aufgelegt: Nach der Absage der Musikmesse Popkomm im Juni 2009 unkten manche, der Name „Welthauptstadt der elektronischen Tanzmusik“ für Berlin sei ein zwar hübsches, aber im Grunde offensichtlich wertloses Etikett. Doch Anfang September ist nicht nur die Popkomm als Teil der neuen Berlin Music Week zurückgekehrt. Auch die ab heute zum zweiten Mal stattfindenden Berlin Music Days, kurz BerMuDa, sind auf gutem Wege, sich als Berliner Festivalgröße zu etablieren.

Dafür sorgen bis Sonntag zahlreiche Partys und DJ-Sets in 20 Clubs – darunter Icon, Tresor, Watergate – sowie ein vielseitiges Rahmenprogramm mit Diskussionen, Workshops, Tagen der Offenen Tür und einer Fotoausstellung über 20 Jahre Technobewegung. Am meisten Zugkraft für die Fans von Techno, House und Intelligent Dance Music dürfte das Festival „Fly BerMuDa“ haben, das von Samstagabend bis Sonntagnachmittag erstmals auf dem Flughafengelände Tempelhof stattfindet. Neben bekannten Techno-Pionieren wie Sven Väth, dem Kanadier Richie Hawtin und dem Tunesier Loco Dice legt hier am frühen Sonntagmorgen auch Paul Kalkbrenner auf. Der Friedrichshainer Musiker wurde einem größeren Publikum 2008 durch die Titelrolle in dem Film „Berlin Calling“ über das Leben eines fiktiven, drogensüchtigen DJs bekannt. Gedreht wurde der Film unter anderem in der Bar 25 und in der Maria am Ostbahnhof. Auch der Soundtrack mit der Hymne „Sky and Sand“ stammt von dem 33-Jährigen, der die vergangenen zwölf Monate hauptsächlich an DJ-Pults in aller Welt verbracht hat.

Im September 2009 fand die BerMuDa zum ersten Mal statt und wurde von Watergate-Betreiber Ulrich Wombacher alias DJ Metro als Antwort auf die kurzfristige Absage der Popkomm ins Leben gerufen. Deren Veranstalter hatten als Gründe für die Absage vor allem Internetpiraterie und die Krise der Musikwirtschaft angegeben. Für Wombacher keine Argumente, sich weniger zu engagieren, im Gegenteil: „Wir wollen positive Zeichen setzen und die lebendige Clubkultur der Stadt zeigen und erhalten“, sagt der 37-Jährige. Und das bewusst in Abgrenzung zur Berlin Music Week, kurz BMW, die unter anderem der Berliner Senat veranstaltet. „Der Senat will die Stadt nach außen hin möglichst effektiv vermarkten, anstatt ihre kreativen Freiräume zu fördern und zu schützen“, sagt Wombacher. Außerdem sei es nicht sinnvoll, wie bei der BMW innerhalb eines Festivals viele verschiedene Musikrichtungen zu präsentieren. Denn das Interesse an einer Musik funktioniere stets auch über die Abgrenzung zu anderen Stilen.

Teil der BMW ist auch das Berlin Festival, das am zweiten Septemberwochenende ebenfalls auf dem Tempelhofer Feld stattfand. Wegen Überfüllung vor den Einlassschleusen an den Hangarzugängen musste es zwischenzeitlich abgebrochen werden, wurde dann aber am kommenden Tag mit Stars wie Peaches und Tricky in kontrolliertem Rahmen erfolgreich fortgesetzt. Nicht etwa zu viel, sondern zu wenig Besucherinteresse führte auf dem Flughafengelände erst vor zehn Tagen zum vorzeitigen Abbruch einer weiteren Festival-Veranstaltung, dem „Help Music Award“. Doch über solche möglichen Probleme am kommenden Wochenende macht sich Wombacher keine Gedanken. Zum einen gebe es ein ausgefeiltes Sicherheitskonzept für die reine Indoor-Veranstaltung, zum anderen einen regen Ticketverkauf. „Wir bekommen sehr viel Zuspruch, auch aus dem Ausland“, freut sich Wombacher. Daher erwarte man in den Tempelhofer Hangars am Samstag bis zu 10 000 Besucher.

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