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Berlin Music Week: Klingt gigantisch

In vier Monaten startet die „Berlin Music Week“ – mit neuer Popkomm, vielen Partys und Paul van Dyk. Zentrum der musikalischen Leistungsschau im September ist das Gelände des ehemaligen Flughafens Tempelhof.

So euphorisch ist Olaf Kretschmar selten. Aber heute, bei der Pressekonferenz auf dem Sofa im Club Tresor, da wählt der Sprecher der Music Commission deutliche Worte: Was hier geplant werde, sei etwas wirklich Großes, sagt Kretschmar, im Grunde nichts Geringeres als ein „musikalischer Mauerfall“.

In vier Monaten ist es so weit. Dann startet die erste „Berlin Music Week“, die neue Leistungsschau der Musikindustrie. Zentrum wird vom 6. bis 12. September das Gelände des ehemaligen Flughafens Tempelhof: Dort findet unter anderem die Branchenmesse Popkomm statt, die vergangenes Jahr wegen der Wirtschaftskrise abgesagt wurde, außerdem das „Berlin Festival“ mit mehr als 70 Konzerten deutscher und internationaler Bands. Auch in etlichen Clubs und Konzerthallen wird gefeiert. Und weil in den sieben Tagen alle Unternehmen und Netzwerke, die im weitesten Sinne mit Musik zu tun haben, ein gemeinsames Programm auf die Beine stellen wollen und dabei die unterschiedlichsten Stile von Techno bis Jazz abdecken, gehe es eben tatsächlich um das Einreißen von Grenzen, findet Kretschmar: „Gemeinsamkeit ist plötzlich Trend.“ Auch für den Satz erntet er von allen Seiten zustimmende Blicke.

Wie breit das Bündnis ist, das sich zur Organisation der „Berlin Music Week“ zusammengerauft hat, zeigt an diesem Montag im Tresor nicht nur das Podium. Viele Köpfe der Musikindustrie haben sich unter die Zuhörer gemischt, sitzen auf orangenen Plastikstühlen, zum Beispiel Andreas Gebhard, Organisator des Branchen-Kongresses „All2gethernow“, der während der Music Week parallel zur Popkomm stattfinden soll. Sein Mitstreiter und Motor-Chef Tim Renner ist ebenfalls da und fotografiert die Menge mit seinem iPhone. Auch Wirtschaftssenator Harald Wolf ist gekommen, er verspricht, dass die Music Week „so vielfältig und umfassend wie die Berliner Musikszene“ werde. Wolf darf einige Namen der Bands verlesen, die im Rahmen des Berlin Festivals auftreten: Editors, LCD Soundsystem, Blood Red Shoes…, und obwohl man ahnt, dass der Senator mit deren künstlerischem Schaffen wohl eher nicht vertraut ist, wird doch deutlich, wie wichtig ihm die Veranstaltung ist: „Die gesamte Stadt soll Bühne sein für Trends.“

Ein Höhepunkt der Music Week wird die Clubnacht am 11. September, bei der bis zu 30 Läden im ganzen Stadtgebiet zum Einheitspreis öffnen. Zeitgleich plant Berlins Vorzeige-DJ Paul van Dyk eine Party in der O2-World. Nein, das sei keine Konkurrenzveranstaltung, sagt der Charlottenburger. Er gehe vielmehr davon aus, dass junge Menschen aus ganz Europa extra für die Nacht in der O2-World anreisen werden. „Die reißen uns die Karten schon jetzt aus den Händen. Dabei haben wir noch nicht mal bekannt gegeben, wer alles auftreten wird.“

Auch die Popkomm selbst tritt in neuem Gewand an: Neben dem Standortwechsel aufs Flughafengelände soll es auf der einstigen reinen Fachbesuchermesse nun einen Publikumstag geben. Die 14 000 Besucher der letzten Popkomm dürften damit getoppt werden.

In vielen Häusern steht das genaue Programm noch nicht fest, so auch im Tresor, der derzeit noch eine riesige Baustelle ist. Aber Besitzer Dimitri Hegemann verspricht, dass die Umbauten der Industrieruine rechtzeitig abgeschlossen sein werden. Die Music Week will er nicht verpassen. Sebastian Leber

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