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Berliner Frühling: Tanz in Tennissocken

Anderer Ort, anderes Motto – jedes Mal: Die Reihe "Berliner Frühling" lädt zur Party. Diesmal im Roadrunners Paradise.

Wenn Minh Chung, 33, und Holger Schürmann, 38, in einen Club gehen, fühlen sie sich alt. Zwischen all den jungen Typen in Röhrenhosen, die extra in die Stadt fahren, um die Nacht durchzutanzen. Sie könnten ja auf Ü-30-Partys flüchten, „aber da stempelt man sich ja selbst ab“, meint Chung. Also wollten sie für Gleichgesinnte selbst Partys veranstalten. Von Freunden für Freunde. So entstand der „Berliner Frühling“, eine Partyreihe, die seit Anfang des Jahres etwa alle sechs Wochen an verschiedenen Orten stattfindet: Im Kino International, in einem Penthouse mit Blick auf den Gendarmenmarkt oder im „Last Cathedral“, einem Gothic-Schuppen in Prenzlauer Berg. Am heutigen Sonnabend feiern sie im Roadrunners Paradise in Prenzlauer Berg. „Ich hab dort immer das Gefühl, ich wäre in einem James-Dean-Film“, sagt Schürmann, als er im Rockabilly-Club vorbeischaut. Passend zum Motto „Sport“ legt das Kölner „Team Rhythmusgymnastik“ auf, die für ihre Turnhosen und Tennissocken am DJ-Pult bekannt sind. Doch da alle Gäste in Sportklamotten kommen sollen, werden sie wohl nicht auffallen. 70 Prozent der Leute werden sich verkleiden, schätzt Schürmann. So sei es zumindest die letzten Male gewesen, denn ein Motto gehört zu jedem Berliner Frühling. Das stärke das Gemeinschaftsgefühl. „Wer in normalen Sachen kommt, der wird komisch angeschaut“, meint er. Und Chung hofft jetzt, „dass viele Mädchen im Badeanzug kommen“.

Bis zu 400 Gäste kommen zu ihren Partys, viele seien Stammgäste und würden sich daher kennen. „Unsere Partys sollen nicht so anonym wie Clubs sein“, sagt Chung. Wenn er auflegt, ist auch die Musikauswahl eher privat: Hits der eigenen Jugend in wilder Abfolge. „Erst würde ich den Schunkelklassiker „Dreams Are My Reality“ spielen und direkt danach Nirvanas „Smells Like Teen Spirit“. So wie sie die Musik auswählen, suchen sie auch die Veranstaltungsorte: Hauptsache irgendwie besonders. „Mittlerweile haben wir da eine ganz gute Nase“, sagt Minh. Beide schwärmen vom Dachgarten des Reichstagsgebäudes, aber leider: zu teuer.

Seit etwa 2001 veranstalten die beiden Partys, früher noch mit ihrem Klub „Herr Grabowski – Verein zur Förderung von Kunst und Kultur Mitte e.V.“. Nur Chung und Schürmann, die in der Kommunikationsbranche tätig sind, seien übrig geblieben. Derzeit planen sie sich in der Veranstaltungsszene selbstständig zu machen. Vielleicht würden die Locations etwas größer, aber „mit mehr als 500 Leuten macht das auch keinen Spaß mehr“, so Chung. Der nächste Partytermin steht auch schon fest: Silvester. Dann wird in der temporären Kunsthalle am Schlossplatz gefeiert – und zwar glamourös. Tina Gebler

Sonnabend, Roadrunners Paradise, Saarbrücker Str. 24, Prenzlauer Berg. Tickets: 8 Euro. Mehr Informationen im Netz: www.berlinerfruehling.de

Tina Gebler

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