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Hand drauf. Vor kurzem besuchten Sido und Fatih Akin den Empfang des Medienboards Berlin-Brandenburg. Das fördert ihren gemeinsamen Film mit 750 000 Euro.

© imago stock&people

Berliner Hip-Hop-Szene: Klappe, Mann: Rapper Sido dreht Film

Die Macher wollen noch nichts verraten, aber: Rapper Sido dreht einen Kinofilm. Das Projekt mit dem Namen „Blutzbrüder“ klingt nach Kassenschlager. Einer der Produzenten ist Berlinale-Gewinner Fatih Akin.

Vergangenes Jahr gelang Rapper Bushido mit „Zeiten ändern dich“ ein Kinoerfolg, jetzt will Konkurrent Sido nachziehen. Der 30-Jährige dreht gerade einen Film, der noch dieses Jahr Premiere feiern soll. Sein Name ist „Blutzbrüder“, und das Projekt klingt vielversprechend: Zu den Produzenten gehört Berlinale-Gewinner Fatih Akin („Gegen die Wand“).

Die erste Klappe fiel bereits vor einer Woche – praktisch unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Um die Arbeiten nicht zu stören, verbreitete die Produktionsfirma keine Vorabmeldung über den Drehstart. Nach Tagesspiegel-Informationen finden die Aufnahmen ausschließlich in Berlin statt, mehr als 30 Drehtage sind eingeplant. Neben Fatih Akin gehört auch Oliver Berben („Die Päpstin“) zum Produzententeam.

Es könnte ein Kassenschlager werden. Der Bushido-Film „Zeiten ändern dich“ lockte alleine am Startwochenende 300 000 Zuschauer in die Kinos, verdrängte damals „Avatar“ vom Spitzenplatz der meistgesehenen Filme. Mit ähnlichem Erfolg kann auch Sido rechnen. Der Musiker hat am Drehbuch mitgeschrieben, ist außerdem für die Musik verantwortlich und übernimmt die Hauptrolle. Die wiederum weist erstaunliche Parallelen zu Sidos eigener Biografie auf: Ein junger Rapper aus dem Märkischen Viertel arbeitet sich mit seiner Musik nach oben, muss zunächst gegen viele Widerstände kämpfen, als aber klar wird, dass man mit deutschsprachiger Rapmusik eine Menge Geld verdienen kann, reißen sich die großen Plattenfirmen um ihn. Der Filmheld muss sich entscheiden: lieber unabhängig bleiben oder sich an die Musikindustrie verkaufen?

Wann genau der Film ins Kino kommt, ist unklar. Sido hofft, dass die Premiere noch dieses Jahr stattfindet. Im Umgang mit Kameras hat der Berliner zwar Erfahrung – unter anderem war er Juror der Fernsehshow „Popstars“ –, als Schauspieler ist Sido aber Laie. Deshalb zog er sich vor Wochen in ein Haus außerhalb Berlins zurück, um Szenen zu proben.

Die Idee für einen Film hatte der Musiker schon vor drei Jahren. Damals hoffte er, sein Werk werde später einmal auf der Berlinale gezeigt. Neben ihm selbst spielen auch etliche Freunde mit, unter anderem seine langjährigen Gangstarap-Gefährten B-Tight, Tony D und Alpa Gun, die sich vor allem mit drastischen Textzeilen einen Namen gemacht haben. Auch Maxim von der Gruppe K.I.Z. übernimmt eine Rolle. Das Medienboard Berlin-Brandenburg fördert die Produktion mit 750 000 Euro, mit der Münchner Constantin Film steht ausgerechnet die Gesellschaft hinter dem Projekt, die auch schon „Zeiten ändern dich“ ins Kino brachte.

Eines soll der Film aber auf keinen Fall sein: ein Abklatsch von Bushidos Streifen. In einem kurzen, im Internet verbreiteten Interview-Ausschnitt erklärte es Sido zu seinem Anliegen, dass „Blutzbrüder“ mit Sicherheit „was völlig anderes“ werde. Das liegt wohl einerseits daran, dass die beiden Rapper als Konkurrenten gelten und sich in der Vergangenheit wiederholt gegenseitig beleidigten. Andererseits erhielt „Zeiten ändern dich“ im vorigen Jahr verheerende Kritiken im deutschen Feuilleton – von „strunzlangweilig“ bis „so facettenreich missraten, dass einem davon schwindelig wird“. Sido schwebt ein „guter Musikfilm“ vor. Wie so einer aussieht? „Die Leute sollen ins Kino gehen und sagen: krass!“

Dass Rapper ihr eigenes Leben verfilmen, gehört in den USA zum guten Ton. Besondere Aufmerksamkeit bekamen 50 Cents „Get Rich or Die Tryin’“ und Eminems „8 Mile“. Letzterer erhielt sogar einen Oscar. Allerdings nicht für das beste Drehbuch, sondern für die Filmmusik.

Wie nah sich die Handlung an Sidos eigener Biografie orientiert, bleibt vorerst geheim. Immerhin verriet der Musiker bereits, was ihm in den ersten Drehtagen besonders zu schaffen machte – das frühe Aufstehen, um rechtzeitig zum Set zu kommen: „Ich wusste gar nicht, dass es eine Zeit wie 5.30 Uhr überhaupt gibt.“

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