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Presseball

© dpa

Berliner Presseball: So schön war die Zeit

Veteranen feierten Nostalgie-Orgien auf dem 110. Berliner Presseball. Doch die Kanzlerin gibt sich nur als Wachsfigur die Ehre.

Als Wachsfigur übt Angela Merkel eine seltsame Faszination aus. Fast magisch fühlten sich viele der ältesten Protagonisten des Berliner Presseballs angezogen von der Figur der gesamtdeutschen Kanzlerin und ließen ein Foto machen. Vielleicht als Beweis dafür, dass es das alte West-Berlin, das diesen Ball so stark geprägt hat, seit nun schon fast 20 Jahren nicht mehr gibt. Die Frage bleibt spannend, wie sich die Veranstalter zwischen der Ball-Konkurrenz auch künftig behaupten. Den 110. Geburtstag nutzten Veteranen wie Schauspielerin Brigitte Grothum, Autohändlerin Heidi Hetzer, die Fotografinnen Nicole und Daniela Urbschat, Playboy Rolf Eden, Schauspieler Wolfgang Völz, die teils bis zu 50 Berliner Pressebälle erlebt haben, noch mal für Nostalgie-Orgien.

Auf Nostalgie zu setzen, um Land unter die Füße zu bekommen, ist eine Sache. Nun gilt es, die Gegenwart einzuholen und den Ball für Berlin und Umgebung nachhaltig attraktiv zu machen. Schon diesmal waren neben alten Stammgästen erstaunlich viele junge Paare dabei. Vielleicht sollte man ihn zum Debütantenball für ganz Berlin und Brandenburg umgestalten, vielleicht findet sich, ähnlich wie beim Semper-Opernball, sogar ein Regisseur, der das schön inszeniert. Und auch wenn die Zahl der Ehrenkarten unter privatwirtschaftlicher Regie deutlich reduziert worden ist, könnte man bestimmt noch gezielt ein paar VIPs einladen, die für das junge Berlin stehen. Und ein bisschen Ost-Prominenz. Aber das wird schon. TV-Unternehmer Andreas Dorfmann und seine Lebens- und Geschäftspartnerin Marina Schill sind nicht nur auf der Tanzfläche ein attraktives Paar. Die beiden machen den Ball inzwischen allein, wirken dabei offen und empfänglich für neue Ideen.

Gisela Woite, die den Presseball fast 30 Jahre lang für den Berliner Journalistenverband organisiert hat und inzwischen für die Internet-Ballzeitung fotografiert, lobte enthusiastisch die organisatorische Verschlankung: „Die beiden können natürlich viel effizienter arbeiten, als ein Verband es vermag, weil nicht so viele Köpfe alles abnicken müssen“, sagte Wojte.

Was den äußeren Rahmen betrifft, haben die Macher mit der Modernisierung schon kräftige Fortschritte gemacht. Eine schicke High-Tech-Bühne, witzige Unterhaltungseinlagen, zum Beispiel von „Mr. Music Box“, die Präsenz der Spielbank, die moderne Beautylounge sind alles Schritte in eine attraktivere Zukunft. Die Köche vom Maritim haben zudem gezeigt, dass sie das letzte Jahr gut genutzt haben. Die Büfetts des All-Inclusive-Balls waren gut zu erreichen. Vielfalt und Qualität der Speisen hatten deutliche Fortschritte gemacht. Das Wandeln in einem großzügig eleganten Ambiente zwischen Lachsplatten und Schokoladenfontänen hätte man sich in vergleichsweise kargen West-Berliner ICC-Jahren sowieso ebenso wenig vorstellen können wie eine Kanzlerin aus dem Osten Deutschlands. Elisabeth Binder

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