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Stadtleben: Blick in fremde Betten

24 Botschaften öffneten gestern ihre Türen

Kein Schwächeanfall war es, der gestern Vormittag Barbara Schöneberger in der Botschaft von Malaysia auf eine Matte im aufgeschütteten Sand streckte, wo sie ihre großen blauen Augen schloss. Das singende, schauspielernde und moderierende Multitalent, dem kein Auftritt zu viel ist, probierte fotowirksam vielmehr aus, wie man sich in dem exotischen Land zur Ruhe bettet. Das machte die Schöneberger in ihrem neuesten Job als Präsidentin von Opodien – als solche schickte der Online-Reiseservice Opodo die TV-Blondine gestern werbewirksam mit einer Stretchlimousine auf „Staatsbesuch“ in 24 Länder. Genauer gesagt, in deren hiesige Botschaften – allesamt Teilnehmer des diesjährigen „All Nations Festivals“, das gestern von 11 bis 18 Uhr zum siebten Mal stattfand.

„Eine gute Reise durch die Welt“, wünschte zum Auftakt Sudha Devi, die in farbenfroher Nationaltracht gekleidete Geschäftsträgerin der Botschaft von Malaysia. Nicht nur dort konnte man gestern kennenlernen, wie man sich woanders bettet. Schlafgewohnheiten in den betreffenden Ländern waren das Thema der diesjährigen „Weltreise“. In Malaysia zum Beispiel liegt man auf Schlafmatten, die Fischer aus den Blättern des Schraubenbaums weben. Dazu werden die ein Meter langen Blätter gekocht, gereinigt, gefärbt und geglättet und anschließend verwebt. Für Letzteres entwickelt jeder seinen eigenen Stil. Kleine Kunstwerke sind es, die so entstehen – im Gegensatz zu unseren biederen Federbetten ist keine malaysische Schlafmatte identisch.

Was es in Malaysia zu speisen und trinken gibt, konnte man gestern im Atrium der Botschaft in der Klingelhöferstraße auch für einen kleinen Obolus probieren – Batik-Kuchen etwa, Banana Balls oder Nasi Lemak, ein Reisgericht mit Kokos und Sambal.

Kostenlos war in diesem Jahr erstmals der Festivalpass als Reiseticket durch die Botschaften so ferner Länder wie Afghanistan, El Salvador, Lesotho, Oman oder Panama – dafür war die Anzahl der Berliner Weltreisenden auf 15 000 Teilnehmer begrenzt.

Dass sich in diesem Jahr nur noch 24 Botschaftstüren statt wie 2001 im ersten Jahr des All Nations Festivals 36 diplomatische Enklaven für neugierige Passagiere öffneten, hat dabei verschiedene Gründe. Indien beispielsweise sprang mit der Begründung ab, es habe sich 2007 schon als Spezialgast bei der Internationalen Tourismus-Börse in Berlin und bei der Frankfurter Buchmesse präsentiert. Usbekistan hingegen verabschiedete sich wegen Sicherheitsbedenken als Festivalteilnehmer.

Die Botschaft des zentralasiatischen Landes an der Grenze zu Afghanistan hatte in den vergangenen Festival-Jahren auch immer besonders viele Architekturinteressierte angezogen. Residieren die Usbeken doch im denkmalgeschützten gründerzeitlichen „Ballhaus Tiergarten“ an der Perleberger Straße in Moabit.

Führende Industrieländer wie die Vereinigten Staaten oder Frankreich sind ohnehin aus Sicherheitsgründen nicht dabei. Großbritannien begründete nach Auskunft der Organisatoren seine Absage unter anderem auch damit, dass seine Botschaft ohnehin fast täglich Besucherprogramme anbiete. hema/cs

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