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Boys Day Berlin: Ganz klar: Männersache

Gleichberechtigung muss sein: Während Mädchen in den vergangenen Jahren immer stärker gefördert wurden, blieben die Jungen häufig auf der Strecke. Das soll sich nun ändern: Am 24. April gibt es in Berlin einen Boys Day – dort sollen Jungs „Frauenberufe“ für sich entdecken

Jungen werden Polizist, Feuerwehrmann oder tüfteln an technischen Geräten herum. Mädchen kümmern sich um die Erziehung und pflegen kranke Menschen. Dieses traditionelle Rollenverständnis soll der Girls Day seit 2001 aufbrechen. Doch auch für Jungs gibt es jetzt neue Perspektiven – nämlich Pläne für einen Boys Day. Als erster Bezirk wird ihn Charlottenburg-Wilmersdorf am 24. April parallel zum Girls Day durchführen. In Reinickendorf will die FDP einen entsprechenden Antrag stellen. Und im Abgeordnetenhaus bringt FDP-Politikerin Mieke Senftleben am Donnerstag einen Antrag ein, in dem sie einen solchen Tag für ganz Berlin fordert.

"Der Boys Day soll dazu beitragen, Jungen in ihrer Persönlichkeitsentwicklung zu fördern, Rollenklischees zu überwinden und – durch das Kennenlernen eines erweiterten beruflichen Spektrums – später eine Ausbildung zu finden, die ihren Neigungen und Fähigkeiten entspricht", heißt es in dem Antrag. Senftleben verweist auf andere Städte wie Aachen oder Stuttgart, die schon einen Boys Day haben. An dem Tag gehen die Jungs in die Betriebe, um einen Eindruck von verschiedenen Berufen zu bekommen.

Der Jugendstadtrat von Charlottenburg-Wilmersdorf, Reinhard Naumann (SPD), kritisiert die einseitige Ausrichtung des Girls Day. "Wer A wie Mädchenförderung sagt, muss auch B wie Jungenförderung sagen." Der Boys Day in seinem Bezirk richtet sich an zwölf- bis 16-jährige Schüler. Doch erst 20 Betriebe bieten derzeit über 70 Plätze für den Schnuppertag an – darunter sind ein Krankenhaus und ein Jugendhilfezentrum. Doch schon jetzt haben zwei Schulen im Bezirk einen Bedarf von 80 Plätzen angemeldet.

Kritik von Grünen und SPD

Andere Bezirke nehmen sich die Pläne in Charlottenburg-Wilmersdorf noch nicht zum Vorbild. Es lasse sich zwar nicht von der Hand weisen, dass Jungen von Mädchen in ihren schulischen Leistungen überholt werden, sagte beispielsweise die Jugendstadträtin von Friedrichshain-Kreuzberg, Monika Herrmann. Aber reflexartig die gleichen Programme zu beginnen, die auf Mädchen zugeschnitten wurden, hält sie für falsch.

Auch Landespolitiker in Berlin geben sich skeptisch. Canan Bayram, frauenpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Parlament, findet, dass der Aspekt, auch benachteiligten Gruppen Chancen zu gewähren, "bei den Jungen nicht so zum Tragen" kommen würde. "Der Girls Day soll Mädchen in Berufe führen, die mit mehr Einfluss und besserer Bezahlung verbunden sind", pflichtet Clara Hermann, jugendpolitische Sprecherin der Grünenfraktion, bei.

Die Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Berlin, Rose-Marie Seggelke, begrüßt diese Vorstöße zwar. In Kitas etwa betrage der Frauenanteil über 90 Prozent und "Jungen brauchen männliche Vorbilder." Gleichzeitig fordert sie aber, die Arbeit in solchen Einrichtungen besser zu bezahlen. Das könnte auch Jungen bei ihrer Berufswahl überzeugen. (mj)

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