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BVG: Keine "Preiserhöhung“ für Schwarzfahrer

Das "erhöhte Beförderungsentgelt" für ertappte Sünder bleibt nun doch bei 40 Euro. Die BVG kann das Geld ohnehin meist nicht eintreiben.

Jahr für Jahr steigen in der Regel die Preise für Fahrten mit Bahnen und Bussen. Konstant ist seit 2003 aber der Satz, der ertappten Schwarzfahrer in Rechnung gestellt wird: Nach wie vor sind dann 40 Euro als „erhöhtes Beförderungsentgelt“ fällig. Und dabei bleibt es auch bei der nächsten Tarifrunde im kommenden Jahr. Die Initiative, das „erhöhte Beförderungsentgelt“ auf 60 Euro und bei mehrfach ertappten Sündern sogar auf 120 Euro zu erhöhen, sind – zumindest vorläufig – vom Tisch.

Von erwischten Schwarzfahrern mehr Geld zu fordern, hatte der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) vor mehr als einem Jahr vorgeschlagen. Dabei ist es dann geblieben, obwohl auch die BVG und die S-Bahn damals dafür waren, den Satz zu erhöhen und von notorischen Schwarzfahrern noch mehr Geld zu verlangen. Der Vorstoß sei aber im Bundesverkehrsministerium und im Bundesrat hängen geblieben, sagte VDV-Sprecherin Karola Lambeck. Dabei sei klar, dass die heute geforderten 40 Euro vom Schwarzfahren nicht abschreckten.

Inzwischen können aber auch die BVG und die S-Bahn mit den heute fällig werdenden 40 Euro leben. Die Summe müsse nicht erhöht werden, heißt es in beiden Unternehmen. Auch den meisten Verkehrsexperten der Parteien im Abgeordnetenhaus reichen die 40 Euro als „erhöhtes Beförderungsentgelt“ derzeit aus.

Ohnehin kann die BVG nur einen geringen Teil der geforderten Summe am Ende auch einziehen. 65 Prozent der ertappten Schwarzfahrer zahlen nichts, weil sich wegen geringer Einkommen das Geld nicht eintreiben lasse, sagte BVG-Chef Andreas Sturmowski. Mit dieser hohen Ausfallquote liege die BVG bundesweit an der Spitze. Aber auch die meisten anderen Verkehrsbetriebe könnten nicht mehr als die Hälfte der verhängten Schwarzfahrergebühren auf dem Konto verbuchen.

Zudem sei die Schwarzfahrerquote verhältnismäßig gering. Etwa drei Prozent der Fahrgäste seien in Berlin ohne Ticket unterwegs. Dazu gezählt sind auch diejenigen, die aus Versehen zum Schwarzfahrer geworden sind – etwa weil sie vergessen haben, einen gekauften Fahrschein zu entwerten.

Eine hohe Summe für ertappte Sünder könnte zudem eine alte Idee wieder beflügeln: die „Schwarzfahrerversicherung“, die es etwa in Stockholm gibt. Notorische Schwarzfahrer schließen sich dabei zusammen und zahlen umgerechnet rund zehn Euro im Monat in eine gemeinsame Kasse. Wird jemand ohne Fahrschein erwischt, wird die Strafe in Höhe von rund 120 Euro aus der Kasse finanziert – wie unter Versicherungen üblich mit einer Selbstbeteiligung; in diesem Fall rund zehn Euro. Rund 500 Stockholmer beteiligen sich derzeit angeblich an diesem System; es sollen aber auch schon über 1000 gewesen sein. Die Berliner S-Bahn könnte diese „Versicherung“ übrigens bald kennenlernen: Sie hat sich um die Übernahme des U-Bahn-Betriebs in Stockholm beworben. Klaus Kurpjuweit

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