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© Uwe Steinert

Café-Betrieb: Schluss mit Sahne

Am Kurfürstendamm musste mit dem Kaffeehaus Berlin ein weiteres traditionelles Café schließen.Nach dem Aus für das Möhring und dem Umbau des Kranzler wird gerade für die ältere Kundschaft der Raum fürs Kuchenessen knapp.

Die alten Damen stehen enttäuscht vor verschlossener Tür. „Ein Jammer, dass eines der letzten Kaffeehäuser am Ku’damm nun auch noch zu ist“, seufzt Bärbel Hückstaedt. „Hier konnte man preisgünstig gemütlich einkehren.“ Die 80-Jährige hat sich gern mit Freundinnen im Kaffeehaus Berlin am Kurfürstendamm 63, nahe am Olivaer Platz, getroffen. Doch nun ist der Laden so gut wie leer geräumt. „Das gesamte Inventar ist zu verkaufen“, steht draußen auf einem Schild.

Das Café hatte 250 Quadratmeter Lokalfläche und 50 Quadratmeter Kellerräume - doch die Einnahmen trugen die hohe Miete nicht mehr, erklärt der Betreiber. Zudem seien Gäste infolge des neuen Nichtraucherschutzgesetzes weggeblieben. „Durch das Rauchverbot kommen immer auch neue Kunden, die qualmfreie Räume schätzen“, sagt Klaus-Dieter Richter vom Gaststättenverband. Die Klagen von Gastronomen, dass sich mit Kaffee und Kuchen allein kein Laden mehr finanzieren lasse, kennt Richter aber.

So wurde aus dem Café Möhring am Kurfürstendamm/Ecke Uhlandstraße Ende 2001 eine Filiale der Schweizer Großbank Credit Suisse, weil die Betreiber die hohe Miete nicht mehr zahlen konnten. Inzwischen residiert dort Lacoste; in der Filiale gegenüber dem Breitscheidplatz verkauft jetzt H & M. Das Café Kranzler kann im ersten Stock des Hauses an der Joachimstaler Straße seit dem Umzug zur Jahrtausendwende weiterexistieren, weil das Sportparkhotel Halle/Westfalen, Teil der Gerry-Weber-Firmengruppe, es betreibt. Das, was die Berliner an ihren alten Kaffeehäusern lieben, daran erinnern heute noch das Kranzler, das Café Möhring an der Charlottenstraße 55 in Mitte, das Mövenpick am Breitscheidplatz oder die Silberterrassen des KaDeWe.

„Wir hören oft Klagen von älteren Kunden aus ganz Deutschland, die es schade finden, dass die alten Cafés mit gemütlichem Plüsch aussterben“, sagt Kranzler-Mitarbeiterin Petra Jagodzinski. Sie arbeitet seit 26 Jahren in der Kaffeehausbranche und hat noch im alten Kranzler serviert. In dem Café mit 450 Sitzplätzen trafen sich die Gäste seit 1932. Das erste Kranzler hatte 1825 an der Ecke Friedrichstraße/Unter den Linden eröffnet, der Gründer Johann Georg Kranzler war preußischer Hofkonditor. Im Zweiten Weltkrieg war das Kranzler am Ku’damm ausgebrannt, die jetzige, denkmalgeschützte Gestalt mit der Rotunde und den Markisen bekam das Kranzler-Eck 1958.

Hier führten nicht wirtschaftliche Verluste zur Schließung der alten Räume, sondern das Bauprojekt „Neues Kranzler Eck“. Kurz vorm Umbau war das Kranzler auf „Massenabfertigung“ angelegt, wie sich Gäste noch erinnern – viel Durchlauf, viel Umsatz.

Kaffeehaus-Kennerin Petra Jagodzinski beobachtet, dass auch in ihrem Wohnkiez an der Steglitzer Schloßstraße „ein altes Kaffeehaus nach dem anderen zu- und eine neue Caféhauskette nach der anderen aufmacht“. Anders als die Rentner haben jüngere Zielgruppen mehr Geld, so Erfahrung der Betreiber, die oft Aushilfen oder Studenten einsetzen. Die Kundinnen, die früher im Kranzler oder im Kaffeehaus Berlin Kuchen mit Schlagsahne und ein Kännchen koffeinfreien Kaffee bestellten, treffen sich nun „oft abwechselnd zu Hause oder gehen mal zusammen mittags ins Restaurant“, sagt Jagodzinksi. Immerhin, der Chef vom Kaffeehaus Berlin „will so schnell wie möglich versuchen, ein neues Kaffeehaus aufzumachen“.

Annette Kögel

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