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Weekend

© dpa

Clubszene: Himmlische Union

Mit der GMF-Partyreihe hat das Week-End endgültig den Spitzenplatz der Clubszene besetzt. Zu den wahren Höhepunkten zählt die Dachterrasse.

Wehmut? Mag Partymacher Bob Young gar nicht erst aufkommen lassen. Am vergangenen Sonntag stieg im Café Moskau an der Karl-Marx-Allee in Mitte zum letzten Mal seine Veranstaltungsreihe GMF. Ein letztes Mal Tanzen im Retro-Chick. Ein letztes Mal DDR-Nostalgie zu House-Musik. Nach fünf Jahren musste Young endgültig Abschied nehmen und Umzugskartons packen. Weit hat er die aber nicht zu schleppen: Morgen Abend gibt er im Week-End am Alexanderplatz seinen Einstand. Aus dem Keller des Café Moskaus in die obersten Etagen vom ehemaligen Haus des Reisens. Größer könnte der Kontrast nicht sein.

„Ich glaube, wir werden eine andere Energie da oben haben“, sagt Bob Young. Seitdem klar war, dass die Tage im Moskau gezählt sind, weil das Gebäude saniert werden soll, hat er sich nach neuen Räumen für seine Partyreihe umgesehen. Möglichkeiten bietet eine Stadt wie Berlin viele – rein theoretisch. Nur haben etliche Clubs Youngs Anforderungen einfach nicht entsprochen. In manchen war das Interieur nicht nach seinen Vorstellungen. In anderen war der Sonntag, an dem die traditionsreiche Schwulenparty seit Jahren steigt, bereits besetzt. Beim Week-End aber hat alles gestimmt. Auch das Verhältnis zu den Betreibern Marcus Trojan und Oskar Melzer. Die kennt Young seit langem. „Wir verstehen uns einfach menschlich gut“, sagt er.

Der Umzug ins Week-End bietet dem GMF zugleich die Möglichkeit für einen Neustart. Nicht nur weil der neue Club über drei Tanzflächen verfügt – im zwölften und 15. Stock sowie auf der Dachterrasse. Young plant, die Räume mit extra angefertigten Bannern und Videomonitoren zu dekorieren. Zudem will er das Programm abwechslungsreicher gestalten und mit größeren Namen spicken. Zur morgigen Einweihungsparty steht beispielsweise DJ Moguai hinter den Plattenspielern. Der hat für Bands wie 2raumwohnung und Fischerspooner gearbeitet.

Dass das Week-End mit seinen drei Etagen den Gästen mehr Platz bietet als zuvor das Café Moskau, empfindet Bob Young als angenehm. „Ich hab es lieber, wenn ein Club ein bisschen geräumiger ist und die Menschen nicht aneinanderkleben.“ Allein der Mehraufwand, den die Bewirtschaftung der drei Bereiche mit sich bringt, war anfangs ein Problem. Die Fahrstühle, mit denen man den Club erreicht, die große Bar – insgesamt musste Bob Young 15 zusätzliche Mitarbeiter einstellen. Allein drei, die das Partyvolk mit dem Lift in den Club bringen. Und zusätzliches Sicherheitspersonal.

Der Aufwand wird sich lohnen, bestimmt. Schon jetzt gilt der Umzug des GMF ins Week-End als wichtiges Ereignis in Berlins Schwulen-Szene. Natürlich gibt es auch andere Clubs, in denen Homosexuelle feiern können, etwa das Bangaluu an der Invalidenstraße. Aber das beeindruckende Panorama, der freie Blick auf den Abendhimmel, das Rote Rathaus und den Fernsehturm bietet sonst keiner. Young, der die vergangenen Tage wegen der Vorbereitungen im Week-End verbracht hat, schwärmt schon vor der ersten Party vom „unvergleichlichen Freiheitsgefühl“. Ab morgen dürfen Berlins schwule Partygänger mit ihm schwärmen.

GMF im Week-End: Alexanderstr. 7 in Mitte, sonntags ab 22 Uhr. Eintritt: 10 Euro

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