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Coco Schumann: Ein Hoch dem Ghettoswinger

Coco Schumann, Überlebender von drei Konzentrationslagern und legendärer Jazzmusiker, feierte mit seinem Quartett und 150 Gästen im Opernpalais seinen 85. Geburtstag.

„So lange ich Musik mache, habe ich keine Zeit, alt zu werden“ sagt der Jubilar, der es auch an seinem 85. Geburtstag nicht lassen kann, die Saiten seiner Gitarre bedächtig zu streicheln. Coco Schumann, als „Ghettoswinger“ Überlebender von drei Konzentrationslagern und legendärer Jazzmusiker, feierte mit seinem Quartett und 150 Gästen im Opernpalais. Vor dem Konzert erinnert der Europa-Parlamentarier Michael Cramer an die wilden Zeiten in der „Ewigen Lampe“ (und schenkt dem Jubilar sein Buch über den Radweg am einstigen Mauerstreifen), während der Publizist Henryk M. Broder diese Feier als Cocos moralischen Sieg über die Nazis preist, „eine Rache in der unterhaltsamsten Form“. Gerührt und mit schelmischem Lächeln hört der Mann mit der Gitarre, was sie hier über ihn Gutes sagen: „Cocos Leben ist Musik, und die Musik hat ihm das Leben gerettet.“ Bis Anfang der 1940er Jahre spielte Coco in Berliner Swingkellern und Nachtclubs, in Tanzdielen und Bars. Im März 1943 wurde der Sohn jüdischer Eltern denunziert, verhaftet und nach Theresienstadt deportiert. Er überlebte Auschwitz und Dachau. 1997 erschien „Der Ghettoswinger“, seine Autobiografie wider das Vergessen. Geburtstagsgast im Opernpalais war auch René Kollo, mit dem er einst zusammen musiziert hatte – nun treffen sich die beiden beim Tortennaschen im Café am Roseneck. Und Bandleader Andrej Hermlin, der gerade in New York einen 93-jährigen Gitarristen gehört hat, sagt: „Jazz hält die Leute jung, Coco macht seit 70 Jahren Musik. Sein Lebensgefühl ist das eines Zwanzigjährigen. So lange sie spielen, sterben sie nicht“. Lo.

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