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Stadtleben: „Das ist ein Denkzettel für Wowereit“

Im Westen war die Beteiligung weit höher

„Tempelhof erhalten, Arroganz stoppen“, steht auf vielen Plakaten am Hindenburgdamm. Die Arroganz hat für viele hier einen Namen: „Klaus Wowereit kann doch nicht einfach erklären, dass es ihm egal ist, wie das Volk denkt“, sagt ein älterer Mann an der Bushaltestelle: „Tempelhof interessiert mich eigentlich gar nicht so sehr, aber Machtmissbrauch schon.“

Hier, im Wahllokal auf dem Charité-Campus am Hindenburgdamm, haben kurz nach dem Mittagessen schon 35 Prozent der dort wahlberechtigten Lichtenfelder ihre Stimme abgegeben. Ähnlich ist es in der Grundschule am Steglitzer Insulaner. „Wir erreichen auf jeden Fall die 25 Prozent“, sagen die beiden Lehrerinnen Katharina Jacob und Gabi Lenz, die mit zwei weiteren Kolleginnen und einer ehemaligen Schülerin das Wahllokal 025 betreuen. Sie machen keinen Hehl daraus, dass sie sich über die hohe Beteiligung freuen. „Das ist vor allem ein Denkzettel für Wowereits selbstherrliches Verhalten“, sagt Gabi Lenz: „So einen Chef möchte ich nicht haben.“

Ansonsten freuen sich die beiden über die freundliche Stimmung im Wahllokal: „Es kommen auch viele ehemalige Schüler von uns, und ein paar Minuten für ein Gespräch bleiben da immer“, sagt Katharina Jacob. Aus Versehen hat eine ältere Dame die Brille ihrer Kollegin aufgesetzt und mitgenommen – das sei das einzige „besondere Vorkommnis“ gewesen.

In der Otto-Suhr-Allee 91 in Charlottenburg hingegen ging eine Wahlkabine zu Bruch. „Eine Frau hat sich so furchtbar über Klaus Wowereit aufgeregt und mit den Händen gefuchtelt, dass die Kabine umfiel und in zwei Teile zerbrach“, erzählt Sylvia Brenke. Sie ist hier die Wahlvorsteherin, und ihre ganze Familie – Ehemann, Tochter und Sohn – hilft mit.

Im Bürgeramt Heerstraße 12-14 haben Sabine Pahlitzsch und Lutz Nuklies gerade das „Ja“ angekreuzt. „Wir sind für die Erhaltung von Tempelhof“, sagen sie. Und dass die Pläne des Senats für die Nachnutzung zu vage seien. Dass ein Volksentscheid eben nicht einfach ignoriert werden sollte. Diese Argumente hört man im Westteil der Stadt immer wieder.

Im Osten ist die Stimmung ganz anders: „Wenn hier einer populistisch ist und ein basisdemokratisches Recht für die Interessen einiger Stinkreicher ausnutzt, dann ist das Herr Pflüger“, sagt ein Mann vor dem Wahllokal Torstraße 203 in Mitte: „Ich habe mit Nein gestimmt, aber eigentlich wollte ich gar nicht zur Wahl gehen.“ Das tun hier offenbar auch wesentlich weniger Menschen: Nur 16 Prozent waren es gegen 15 Uhr. Ein paar hundert Meter weiter, in der Gartenstraße, ist die Beteiligung wesentlich höher. Aber hier, sagt Wahlvorsteher Burkhard Neubert, wohnten inzwischen auch sehr viele Westdeutsche, Akademiker und Grüne. das

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