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Stadtleben: Das war ein Bärendienst

Pfleger Dörflein darf Knut nicht mehr knuddeln

Die tägliche Knut-Show im Eisbärengehege ist zwar schon seit Monaten aus Gründen der Sicherheit und der Abnabelung des Tieres von seinem Ziehvater abgesetzt – doch noch immer verfolgt die Öffentlichkeit mit Argusaugen das, was zwischen Knut und Thomas Dörflein passiert. Gerade kursieren Fotos der beiden, wie sie im Gehege rangeln – und das, obwohl es höchste Dienstanweisung von Zoo-Chef Bernhard Blaszkiewitz gibt, dass der Tierpfleger und der Eisbär das nicht mehr tun sollen. Nun auch nicht mehr hinter den Kulissen.

„Knut hat mich einfach zum Spielen animiert, und er lebt ja so schon ziemlich isoliert“, sagte Dörflein gestern - er habe ihm die kurze Knuddelei nicht vorenthalten wollen. Der Pfleger habe eine Getränkeverpackung von der Anlage holen müssen, die jemand dorthin geworfen habe, und da konnte und wollte er seinen Schützling nicht plötzlich links liegen lassen. „Das ist doch absurd, dass ich drinnen an ihn randarf und draußen nicht.“ Doch der Zoo-Chef hat nun verfügt, dass Dörflein auch im Innengehege nicht mehr mit Knut rangeln und knuddeln soll. „Der Bär muss entwöhnt werden“, so Blaszkiewitz. Zoo-Kurator Ragnar Kühne zufolge könne Knut seinen Pflegern spätestens dann auch versehentlich gefährlich werden, wenn sein Gebiss ausgebildet ist: in sechs Monaten. Doch Zoo-Direktor Bernhard Blaszkiewitz sagte jetzt, dass Dörflein schon viel früher keinerlei engen persönlichen Kontakt mehr zu Knut aufnehmen werden darf.

Derzeit holt Dörflein den mittlerweile 107-Kilo-Bären noch jeden Morgen aus seinem Käfig, kocht ihm seine Haferflockensuppe, spielt im Hof mit ihm, lässt ihn an seinen Fingern nuckeln und bringt ihn auf die Freianlage. „Die Nähe braucht er, er ist ja noch ein Kind“, sagt Dörflein. Nach wie vor haben weder er und andere Pfleger noch die Tierärzte Angst vor Knut. Er sei sehr gut erzogen und wisse sehr wohl, was er dürfe und was nicht, sagt Zoo-Kurator Kühne.

„Der Bär ist sehr zärtlich“, so formuliert es Dörflein. Er meint damit, dass das von Hand aufgezogene Raubtier, das am 5. Dezember ein Jahr alt wird, nicht in nackte Haut beiße und an der Hand nur sauge - an der Lederjacke im Spiel aber herumzottele. „Körperlich sind wir ihm noch überlegen“, meint Kühne. Für den weltweit bekannten und ausgezeichneten Tierpfleger Dörflein gab es nun eine Ermahnung vom Chef. Dieser hat eben auch den tödlichen Unfall im Kopf, als im Mai im Tierpark ein Moschusochse eine erfahrene Tierpflegerin erdrückte. Thomas Dörflein fällt die Trennung von Knut schwer: Wenn es nach ihm ginge, „könnte das noch ewig so mit Knut weitergehen.“ kög

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