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© Archiv

Denkmal: Ein Platz für Rosa, eine Straße für Karl

Die beiden Ikonen des deutschen Sozialismus sind noch an mehreren Stellen in der Stadt präsent. Man muss jedoch genauer hinschauen.

Da, wo die Stresemannstraße in den Potsdamer Platz mündet, da steht es, dieses rätselhafte „Denkmal“: Vier übereinandergesetzte Würfel, ein abstraktes Signal. Über das man streiten kann. Das Unvollendete. Ein kleines Blechschild nennt drei Daten: Grundsteinlegung 13. August 1951. Demontage 23. März 1995. Kommentierte Wiederaufstellung November 2003. „Von dieser Stelle aus rief Karl Liebknecht am 1. Mai 1916 zum Kampf gegen den imperialistischen Krieg und für den Frieden auf“, steht in roten Großbuchstaben auf der einen Seite, auf der anderen: „Grundstein eines Denkmals für Karl Liebknecht 1871 bis 1919“.

Die Leute hasten achtlos vorbei, nebenan geht es zur U-Bahn. Dieser leere Sockel, den die DDR am 13. August 1951 anlässlich der Weltjugendfestspiele einweihte, aber auf den nie eine Liebknecht-Statue gesetzt wurde, ist eines der wenigen in Berlin sichtbaren Zeugnisse für das Wirken des Arbeiterführers Karl Liebknecht – der übrigens für jene Antikriegsrede von 1916 und die Organisation einer Kundgebung mitten im Ersten Weltkrieg zu vier Jahren und einem Monat Zuchthaus verurteilt, aber nach zwei Jahren entlassen wurde.

Bald darauf, am Morgen des 15. Januar 1919, geschah der Mord. Luxemburg und Liebknecht, die in der Silvesternacht 1918/19 in einem Saal des heutigen Abgeordnetenhauses die KPD gegründet hatten, wurden vor dem Hotel Eden von rechtsradikalen Freikorpskämpfern erst bewusstlos geschlagen, dann in einem Auto in den Tiergarten gefahren. Liebknecht wurde zum Aussteigen gezwungen und von hinten erschossen. Rosa Luxemburg starb durch einen Schuss in die Schläfe, ihre Leiche wurde in den Landwehrkanal geworfen, wo man sie erst nach Monaten fand. Am Katharina-Heinroth-Ufer, nahe der Lichtensteinbrücke über den Kanal, befindet sich das 1987 eingeweihte Denkmal zur Erinnerung an die Ermordung Luxemburgs, am Neuen See im Tiergarten erinnert eine Stele an Karl Liebknecht. Ein sichtbares „Monument“ ist jener ins Staatsratsgebäude eingebaute Balkon des Stadtschlosses, von dem aus Liebknecht 1918 die Sozialistische Republik ausgerufen haben soll. Nach Liebknecht ist eine wichtige Straße im Stadtzentrum benannt, nach Luxemburg ein U-Bahnhof und ein Platz, geziert mit Sätzen wie „Unser Marxismus fürchtet jeden Gedankenflug wie ein alter Gichtgaul.“ Lo.

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