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Stadtleben: Der Zoo lässt sich seinen Star einiges kosten

Ablösesumme für Knut soll 430 000 Euro betragen Neumünster und Berlin legen Rechtsstreit bei

Der Zoo Berlin und der Tierpark Neumünster haben sich über den Verbleib von Publikumsliebling Knut „einvernehmlich geeinigt“. Dies erklärten beide Tiergärten in einer Pressemitteilung. Damit steht fest: Der Eisbär bleibt in Berlin. Der Zoo muss bei seiner „Ablösesumme“ für Knut, die zunächst bei 350 000 Euro lag, nachgelegt haben. Offenbar zahlt der Zoo Berlin jetzt 430 000 Euro an Knuts Besitzer, den Tierpark Neumünster, der damit seine Rechte an dem Tier abtritt. Zoo und Tierpark Neumünster geben die Details heute auf einer Pressekonferenz bekannt.

So endet jetzt also der Rechtsstreit, bei dem der Tierpark Neumünster mit einer Auskunftsklage gegen den Zoo vor Gericht gezogen war. Neumünster gehört nicht nur Knut, sondern auch dessen Vater Lars, der ebenfalls im Zoo lebt. Der Tierpark wollte wissen, wie viel Geld der Zoo durch Knut-Lizenzprodukte eingenommen hat. Allein durch Tickets und Merchandising kamen bis 2008 rund sechs Millionen Euro in die Kasse. Als dann über die Klage vor dem Landgericht verhandelt wurde, legte Richter Philip Hegermann den Parteien nachdrücklich einen Vergleich nahe. Denn mit seiner Auskunftsklage werde Neumünster wohl nicht durchkommen, sagte der Richter.

So ging es bei der Verhandlung hin und her, Berlin bot 350 000 Euro für Lars und Knut, der Richter schlug eine Verdoppelung vor, dann wurde weiter gepokert – und eine Frist bis 13. Juli gesetzt. Die Einigung gab es nun vorher. Und jetzt wird es erst richtig spannend, heute, beim ersten öffentlichen Auftritt des Zoo-Vorstandes Bernhard Blaszkiewitz nach seinem Affenbiss-Unfall. Wird er ankündigen, Knut in den Tierpark zu verlegen? Denn das Zoo-Gehege ist bald zu klein. So könnte der Zoochef die Existenz des defizitären Tierparks absichern und zugleich die Besucherzahlen steigern. Für Marketing-Experten ist Knut als Identifikationsfigur indes untrennbar mit dem Zoo verbunden, dort können ihn auch Knut-Touristen bequem erreichen.

Darüber hinaus gibt es Gedankenspiele des früheren Zoo-Vorstands Gerald Uhlich, der vor mehr als zwei Jahren ein Knut-Gehege im Zoo anregte – genug Platz gibt es auch dort: Uhlich wollte die Anlage auf der Rückseite des Knut-Geheges über die Feuchtwiese hinaus strecken und sie bis zur jetzigen Vierer-Eisbärenanlage ziehen. Dem Ex-Zoo-Vorstand schwebte eine Anlage mit einem verglasten Besuchertunnel durch ein Wasserbecken vor, zudem ein Klimaschutzhaus mit Infos zu Artenschutz und Erderwärmung. Kosten: sieben Millionen Euro.

Das war aber zu einer Zeit, als Blaszkiewitz nicht gut auf Knut zu sprechen war, der Rummel nervte ihn, dauerhaft in Berlin halten wollte er den Bären nicht. Das Angebot einer Mobilfunkfirma, mit einer Partnerschaftsaktion ein neues Gehege zu finanzieren, schlug Blaszkiewitz aus. Jetzt muss der Zoo doch Finanziers suchen. Bei der Gasag, die in Anzeigen mit Eisbären um Sympathie wirbt, sagte der Sprecher: „Wenn es eine berlinweite Spendenaktion gibt, machen wir mit.“

Annette Kögel

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