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Regisseur Michael Haneke (l.), Bundeskanzlerin Angela Merkel, Filmproduzent Bernd Eichinger und die Schauspielerinnen Maria Victoria Dragus und Sibel Kekilli bei der Verleihung des Deutschen Filmpreises.

© ddp

Deutscher Filmpreis: Ein Herz und eine Lola

Zur Verleihung des 60. Deutschen Filmpreises im Friedrichstadtpalast kam auch die Kanzlerin. Der große Gewinner war Michael Haneke. Sein Film "Das weiße Band" wurde mit 10 Lolas ausgezeichnet.

Irgendein Haken ist doch noch an der tollsten Neuerung dran: Vier statt bisher drei Nominierte bei den 16 Kategorien des Deutschen Filmpreises, das scheint zunächst gerechter. Allerdings: „Es gibt einen Verlierer mehr.“ Tja, das war wieder einer dieser typischen Späße von Barbara Schöneberger, die am Freitagabend nur so niederprasselten auf die rund 1800 Gäste der Verleihungszeremonie im Friedrichstadtpalast. Zum dritten Mal machte sie das schon, diesmal gewissermaßen in anderthalbfacher Ausfertigung, hochschwanger, ja das darf man jetzt wohl sagen, auch wenn das die Presse, behauptete jedenfalls die Schöneberger, das schon seit November schreibt. Aber solch eine Schwangerschaft ist auch was tolles, rein humoristisch gesehen, denn drohen die Gags mal auszugehen – aber nein, das taten sie nicht –, eine Selbstveralberung, zumal wenn sie auf die eigene Figur zielt, zieht immer.

Um den allerersten Deutschen Filmpreis für den „Besten abendfüllenden Spielfilm“ zu überreichen, genügte noch ein Abteilungsleiter aus dem Bundesinnenministerium. Der Minister, damals zuständig für den Film, hatte abgesagt. Das war am 6. Juni 1951 im Steglitzer Titania-Palast, im Rahmen der Eröffnungsgala der ersten Berlinale. Gestern dagegen, zum 60. Deutschen Filmpreis, musste es eine Kanzlerin sein. Nie zuvor war Angela Merkel von Amts wegen bei diesem Glamourtermin, aber zum Jubiläum war ihr Kommen Pflicht, samt Begrüßung der versammelten Filmschaffenden und Huldigung Berlins als wiedererstarkter Filmstadt und der tollen deutschen Filme, für Merkel sind sie „so etwas wie ein Seismograph für all das, was passiert und was sich verändert“.

Zunächst einmal hatte sich einiges an der Zeremonie selbst verändert. Der Ort war neu, freilich nicht ganz: Schon 1995 war der Preis im Friedrichstadtpalast verliehen worden. Genau 525 Quadratmeter roter Teppich sollen es diesmal gewesen sein, gleichwohl wirkte die Außenszenerie gegenüber dem Fahnenwald der Vorjahre eher karg. Dafür kamen mehr Zaungäste, aber die sahen leider vor allem die Rücken der Fotografen, nur kurz bevor die Prominenten im Haus verschwanden, gab es Gelegenheit für Autogramme.

Neu waren auch Iris Berben und Bruno Ganz als frischgekürtes Präsidentenpaar der Filmakademie sowie Benjamin Herrmann und Florian Gallenberger als künstlerische Leiter – beides ist der Filmpreisshow gut bekommen. Barbara Schöneberger, die (hat sie so gesagt!) als „Vollmond in einem Halbmond“ von der Decke schwebte! Das geht natürlich nur in solch einem Theaterbau. Und auch sonst gab es viel Abwechslung, kaum eine Preisvergabe glich der anderen: Mal lobten „Paten“, die in den jeweiligen Filmen mitgespielt hatten, ihre für die beste Nebenrolle nominierten Kollegen über alle Maßen, so dass eigentlich alle eine Lola hätten bekommen müssen. Mal erzählten Kinder in kleinen Einspielungen die Handlung der nominierten Kinderfilme – ein Heiterkeitshöhepunkt des Abends. Comedian Kurt Krömer durfte Schnitt- und Ton-Lola unter teils deftiger Witzelei moderieren – und sogar Barbara Schönebergers Leibarzt die Preisvergabe fürs beste Maskenbild übernehmen: Vorgestellt wurde er als Dr. Bokowski, bis er sich die Doktormaske vom Gesicht pellte – und als Jan Josef Liefers dastand. Insgesamt also das von Schöneberger angekündigte „Potpourri der guten Laune“, auch die Preisträger hielten sich mit ihren Danksagungen meist zurück, einige waren geradezu überwältigt, und zu guter Letzt gab es wie erwartet den Hauptpreis für „Das weiße Band“, überreicht von der Kanzlerin.

Der Preis für den „Besten abendfüllenden Spielfilm“ war 1951 übrigens noch ein goldener Leuchter. Den prämierten Film kannten viele schon als Kinderbuch: „Das doppelte Lottchen“.

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