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Stadtleben: Die Distel stichelt bis nach China Jubiläumsprogramm und

neuer Geschäftsführer

Die Distel fühlt sich als „Stachel am Regierungssitz“, aber ihr künstlerischer Leiter Frank Lüdecke fügt hinzu, dass sich seine Kabarettisten nicht einbilden, mit ihren Programmen etwas zu verändern – doch Denkanstöße, die möchten sie schon geben. Dem Publikum und jenen, die die Macht im Staate haben. Pünktlich zum 55. Geburtstag des Kabaretts, das am 1. Oktober 1953 mit dem Programm „Hurra! Humor ist eingeplant!“ (als Gegenstück zu den West-Berliner „Insulanern“) das Licht der Friedrichstraße erblickte, hat mit „Shanghai“ die 116. Produktion Premiere. Sie wird kein reines Nummernprogramm, sondern ein „satirisches Märchen“ mit der Grundidee, die Verschuldung Deutschlands aus allen Blickwinkeln zu beleuchten. Es geht um Geld, Glück und Visionen, globale Finanzströme und lokale Befindlichkeiten. Und um 1,5 Billionen Euro, die plötzlich auf einem Privatkonto gelandet sind und nur aus Schanghai kommen können. Daher der Name des Programms.

Bei der gestrigen Präsentation stellte sich der neue Geschäftsführer des Kabaretts vor: Hartmut Faustmann ist der Nachfolger des nach 28 Distel-Jahren in den Ruhestand verabschiedeten Norbert Dahnke. „Dramaturg, Industriekaufmann und Kulturmanager“ könnte auf der Visitenkarte des Neuen stehen, der tiefe Berliner Wurzeln hat: Nach einer kaufmännischen Ausbildung studierte er an der FU Theaterwissenschaft und Germanistik, schrieb für Zitty und Rias, ging als Dramaturg nach München, Göttingen und zu den Staatlichen Bühnen Berlin, wo er nach der Wende die Veranstaltungs-GmbH. und das Podewil gründete. Mitte der Neunziger wurde Faustmann Chefdramaturg in Nürnberg und arbeitet seit 2000 wieder in Berlin mit Abstechern nach Bad Hersfeld und Hamburg. Die Freude, an ein so traditionsreiches Haus wie die Distel zu kommen, sei groß. Da wartet wahrlich viel Arbeit: Kabaretts leben ohne Subventionen, bei einer Auslastung von 70 Prozent geht das gerade so, man hat jedenfalls keine Schulden, und mit der Kabarett-Komödie „Shanghai“ solls weiter aufwärts gehen. Lo.

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