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Stadtleben: Die Mega-Fabrik

Fachhochschule erinnert an AEG in Schöneweide

Die gelben Ziegelbauten sind nicht zu übersehen. Die Mauern türmen sich hoch über der Wilhelminenhofstraße auf. „Die ganze Straße ist eine einzige AEG-Fabrik“, beschreibt das Peter Strunk, Autor des Buches: „Die AEG – Aufstieg und Niedergang einer Industrielegende“. Die Allgemeine Electricitäts- Gesellschaft hat in Oberschöneweide ein zwei Kilometer langes, denkmalgeschütztes, Industrieband hinterlassen. Am 23. April 1883 gründete Emil Rathenau sie als Deutsche Edison-Gesellschaft für angewandte Elektrizität.

Die Fachhochschule für Technik und Wirtschaft (FHTW) Berlin feiert in diesem Jahr die AEG-Gründung vor 125 Jahren mit mehreren Veranstaltungen. Die FHTW zog im Herbst 2006 mit dem Fachbereich für Gestaltung auf das Gelände und ist heute der größte Nutzer vor Ort mit 44 000 Quadratmeter Fläche. „Wir wollen an alte Zeiten anknüpfen und neue mit einbringen“, sagt FHTW-Vizepräsident Klaus Semlinger. Vier Foren zu Themen wie Marke und Design oder Wachstum und Risikofinanzierung sollen bis Ende des Jahres stattfinden. „Die AEG hat schon früh mit Produktdesign und Corporate Design angefangen“, erklärt Semlinger die Verbindung zwischen Vergangenheit und Moderne. Die Design-Studenten seiner Hochschule könnten davon profitieren. Eine Ausstellung ab Herbst soll die Industriegeschichte Oberschöneweides zeigen.

Die AEG kam erstmals 1897 mit dem Kabelwerk Oberspree in den Stadtteil. Später baute sie unter anderem Fertigungshallen für die eigene Nationale Automobil-Gesellschaft. Die Unternehmensbereiche gingen nach dem Zweiten Weltkrieg in der DDR in Volkseigene Betriebe über. Der Stadtteil lebte von der Industrie. „Deren Abbau nach der Wende war enorm“, sagt Strunk. Von 25 000 Arbeitsplätzen blieben etwa 3000.

Gunther Jancke will mit der Initiative Schöneweide AG wieder Arbeit in den Stadtteil holen. Die AEG habe die erste Industriegeneration begründet, die DDR die zweite. „Gibt es eine dritte?“, fragt Jancke. Die Ansiedlung der FHTW sei ein wichtiger Schritt dahin. Die Schauhallen Berlin wollen bis 2010 im alten Transformatorenwerk der AEG ein Zentrum für zeitgenössische Kunst aufbauen. In dieses Werk kam auch die AEG Mitte der 90er Jahre kurz zurück. „Die haben das Firmenlogo wieder angebracht“, erinnert sich Strunk. 1996 wurde der Konzern jedoch aufgelöst.mj

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