zum Hauptinhalt

Die Schlange am Graben: Enormer Ansturm auf die "Gesichter der Renaissance"

Viele wollen rein, aber längst nicht alle dürfen. Es gibt viel zu wenige Karten für die „Gesichter der Renaissance“ im Bode-Museum. Wie die Besucher reagieren - und was die Organisatoren sagen.

Wer die „Gesichter der Renaissance“ im Bode-Museum sehen möchte, der braucht vor allem Geduld. So wie Gundula Lambrette aus Charlottenburg: Mit ihrer Freundin aus den USA harrt sie nun schon seit 45 Minuten in der Schlange vor dem Ticketschalter aus, die sich auf der Straße "Am Kupfergraben" bis fast zum Eingang des Pergamon-Museums hinzieht. Aber das Schlimmste kommt erst noch: Sobald sie ihr Tagesticket gekauft haben, müssen sie noch einmal vier Stunden warten, ehe sie eine SMS bekommen oder ihre Nummer aufgerufen wird und sie endlich in die Ausstellung können.

„Die Organisation ist sehr unbefriedigend“, beklagt sie sich. „Im Vorverkauf oder im Internet bekommt man gar keine Karten mehr.“ Schon am Dienstag war Lambrette gekommen, um sich ein Ticket für den Donnerstag zu besorgen. Doch alle Zeitfensterkarten waren ausverkauft, nur noch Tageskarten gab es. Und die sind heiß begehrt: Um 9 Uhr stellen sich die Ersten am Schalter an, spätestens ab 14 Uhr sind alle Karten vergriffen. Wer zu spät kommt, hat Pech gehabt und kann umkehren.

Erst am Donnerstag der Vorwoche wurde die Ausstellung eröffnet. Allein in der ersten Woche kamen mehr als 14000 Menschen zu den Meisterwerken von Donatello, Botticelli und Leonardo da Vinci - also 2000 Besucher pro Tag. Die „Early-Bird“-Tickets, mit denen Frühaufsteher ab 9 Uhr ohne zu warten in die Portrait-Schau können, sind bis zum Ausstellungsende komplett ausverkauft, ebenso die 30 Euro teuren VIP-Tickets. Auch online sind keine Karten mehr zu bekommen.

Lesen Sie auf Seite 2, was die Organisatoren zum enormen Andrang sagen.

Auge in Auge: Im Bode-Museum ist man vom Riesenandrang zu den „Gesichtern der Renaissance“ überrascht worden. Deshalb wurden die Öffnungszeiten verlängert.
Auge in Auge: Im Bode-Museum ist man vom Riesenandrang zu den „Gesichtern der Renaissance“ überrascht worden. Deshalb wurden die Öffnungszeiten verlängert.

© Kumm/dpa

Haben die Organisatoren den Besucheransturm unterschätzt? „Dass der Erfolg so riesig ist, hat uns erstaunt“, sagt Dr. Julien Chapuis, Leiter des Bode-Museums. „Aber wir wollen so schnell wie möglich Entlastung schaffen und die Öffnungszeiten verlängern.“ Bisher ist die Ausstellung täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet, donnerstags bis 22 Uhr. Das soll sich laut Chapuis ändern. Schon an diesem Wochenende wird die Ausstellung bis 22 Uhr offen sein. Das soll künftig an jedem Wochenende so sein, auch freitags. Geplant ist es außerdem, die Öffnungszeiten in der Woche auszudehnen. Dafür bräuchte man aber noch mehr Sicherheitspersonal. Außerdem müssten die konservatorischen Risiken geprüft werden, sagt Chapuis.

Bisher dürfen maximal 300 Besucher gleichzeitig in die Porträt-Schau, weil ansonsten Luftfeuchtigkeit und Raumtemperatur unzulässig ansteigen. Und das ist schlecht für die Exponate wie auch für die Besucher. Eine andere Lösung, die Warteschlangen zu vermeiden, wäre es, nur noch Zeitfensterkarten anzubieten. Die Organisatoren bevorzugen aber das System mit den Tagestickets. „Dadurch schaffen wir es, täglich rund 500 Besuchern mehr den Ausstellungsbesuch zu ermöglichen“, heißt es bei der zuständigen Gesellschaft Museum & Service. Der Vorteil daran ist, dass je Tag noch nicht alle Karten ausverkauft sind und es jeden Tag wieder bei Null losgeht.

Der Nachteil sind die stundenlangen Wartezeiten. Bei Museum & Service rät man, erst einmal abzuwarten, bis sich der erste Besucheransturm gelegt hat. Gundula Lambrette hat sich unterdessen schon ihr Tagesticket gekauft. Sie will sich jetzt erst einmal die ständige Ausstellung im Bode-Museum ansehen und dann einen Kaffee trinken gehen. Sollte ihr die Lust, die „Gesichter der Renaissance“ anzuschauen, dann schon vergangen sein, könnte sie sich ab dem 19. Dezember mit ihrer Freundin in New York wiedertreffen. Denn dorthin, ins Metropolitan Museum, wandert die Ausstellung nach der Berliner Schau. Mit dem Flugzeug ist man ab Tegel schon in acht Stunden da.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false