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Domprediger Hünerbein: Ehrenamtlich am Altar

Der ehemalige Domprediger Friedrich-Wilhelm Hünerbein engagiert sich jetzt ehrenamtlich in der Friedrichshainer Pfingstgemeinde.

Am Adventskranz brannte die zweite Kerze und ein großer, leuchtender Herrnhuter Stern hing von der Decke herab. Vor dem schlichten Altar im Gemeindesaal der Pfingstkirche am Petersburger Platz in Friedrichshain begrüßte der ehemalige Domprediger, Friedrich-Wilhelm Hünerbein, die wenigen Besucher, die sich dort trotz Schnee und Eis zum Gottesdienst eingefunden hatten.

Für den Theologen war es eine Premiere: In seinem Ruhestand engagiert sich Hünerbein ehrenamtlich in der Pfingstgemeinde. Gestern hatte er dort den ersten Gottesdienst. Denn einen eigenen Pfarrer hat die Gemeinde derzeit nicht. Wäre es nach dem Willen der Landeskirche gegangen, wäre sie schon längst mit der Nachbargemeinde fusioniert. Doch dagegen wehrten sich Gemeindeglieder. Sie erreichten, dass die Pfarrstelle neu ausgeschrieben wurde – und Hünerbein bis zum Frühjahr in der Pfingstgemeinde predigt.

Auch gestern trat er dazu an das hölzerne Lesepult im Gemeindesaal. Die Adventszeit sei eine „Zeit der Hoffnungen“, sagte er in seiner Predigt. „Wir erinnern uns an die Kindheit, die Träume und Wünsche einer heilen Welt.“ Die Menschen spürten in diesen Tagen besonders die Sehnsucht nach Annahme, Liebe, Trost und Zugewandtheit. Ganz anders der Bibeltext für den zweiten Advent: Jesus spricht von seiner Wiederkehr und dem Paradies. Vorher aber werde es Geburtswehen, Kriege und Konflikte geben. Kein Stein werde auf dem anderen bleiben. „Wer diese Wehen aushält, wird Anteil haben an der neuen Welt“, sagte Hünerbein und zitierte Dietrich Bonhoeffer: „Mag sein, dass morgen der jüngste Tag anbricht. Dann wollen wir gern die Arbeit für eine bessere Zukunft aus der Hand legen – vorher aber nicht.“ Für die kleine Gemeinde im Friedrichshain klang das wie eine Aufforderung, mit dem eigenen Engagement nicht nachzulassen – auch wenn sie in absehbarer Zeit vielleicht einen neuen Pfarrer haben wird.

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