zum Hauptinhalt
Eden Wagin

© ddp

Eden und Wagin: Die Sonnyboys

Rolf Eden und Ben Wagin haben sich zusammengetan. Entstanden ist dabei eine Ausstellung, die Einblicke in die Freundschaft zweier sehr gegensätzlicher Berliner Originale gibt.

Später am Abend wird Ben Wagin sagen, dass er zurück in seine Arbeitshose will. Man ahnt das allerdings schon, als er die Galerie betritt und eine Frau fragt „Ben, hast du dich verkleidet?“ Kurz darauf steht der Öko-Aktivist, Künstler und Berlins engagiertester Baumschützer in beigefarbenem Anzug und grüner Schiebermütze mit einem kleinen „Hallo“ auf dem Parkett, als ob er gar nicht eingeladen sei. Rolf Eden, Berlins berühmtester „Bonvivant und Filou“, wie er sich später noch nennen wird, trägt seine Arbeitskleidung bereits, als er hereinkommt: einen weißen Anzug. Mit einem großen „Hier bin ich! Olé!“.

Die Ausstellung „Der Playboy und der Baumpate“ gibt Einblicke in die Freundschaft zweier sehr gegensätzlicher Berliner Originale, beide jedoch auf ihre Weise irgendwie verstörend und störend. Eden ist der Playboy, Wagin ist der Baumpate. Klar. Auf den ersten Blick verbindet sie wenig. Immerhin: Sie sind beide im Jahr 1930 geboren.

Die Ausstellungsstücke dokumentieren denn auch die Unterschiede: Bizarre Skulpturen von Wagin, Schwarzweißbilder, auf denen er allein und halb versteckt hinter Spaten-Skulpturen kauert. Daneben eine Zwei-mal-drei-Meter-Collage mit Fotos und Gästebucheinträgen der sechs Berliner Clubs, die Rolf Eden betrieben hat: Eden mit Ingrid Steeger, Eden mit Barbara Valentin, Eden mit den Brüsten unbekannterer Damen. Dazu ein Film von Johanna Schickentanz, in dem man ihre sehr persönlichen Gespräche mit beiden sieht sowie absurde Szenen, in denen Eden mit verzerrtem Gesicht Akkordeon spielt und sich Wagin in einer afghanischen Tracht dazu im Takt wiegt.

Die beiden Männer nennen sich Freunde. Seit 1957, seitdem Wagin Stammgast in Edens „Old Eden“ am Ku’damm war, dort wo heute ein Bauhaus-Markt steht. Seitdem treffen und bewundern sie sich. Und das, weil einer konsequenter ist als der andere: „Wir sind Visionäre und ziehen unser Ding durch“, sagt Eden. Beide haben in Berlin „öffentlichen Raum besetzt“, sagt Wagin. Der eine mit Clubs, der andere mit Pflanzen. Der eine mit Künstlichkeit, der andere mit Natur. Und beide sind geprägt von Kindheit und Jugend im Zweiten Weltkrieg, wobei Eden nur noch „das Schöne Leben mit Eden“ will und Wagin will das Gleiche nur anders: „Pflanzen sind für ihn Leben, Bewegung, Wandel, Unsterblichkeit“, sagt Filmautorin Johanna Schickentanz.

Und es geht um Berlin und die Treue zur alten City West, in einer Zeit, in der Berlin eine Insel war. Die Verschönerung von Berlin – durch Amüsement oder durch Pflanzen. Eine Liebe zur Stadt und das Motto „Egal, was passiert: Ich bleibe!“, sagt Schickentanz. Und der andere bleibt auch. Und jeder hat sich sein Berlin zu eigen gemacht, wobei dabei der wichtigste Punkt zu sein scheint: „Ich mische mich nicht bei ihm ein und er sich nicht bei mir“, so Eden. Wie denn auch?

Rolf Eden erfindet sein Berlin bei Nacht. Ben Wagin bei Tag. Rolf Eden sagt, er wisse noch nicht, was er an diesem Abend noch unternehmen wird. „Kommt drauf an, was für Mädels noch auftauchen.“ Er schläft nachts nie, sagt er. Nur am Tag. Wagin sagt, er müsse morgen um fünf Uhr wieder raus, arbeiten und neue Ideen erfinden. Und zurück bleibt eine wirklich skurrile Vorstellung: Ben Wagin stromert auf der Suche nach Inspiration durch die Natur Dahlems und nur ein paar Straßen weiter liegt zur selben Zeit Rolf Eden im Bett und schläft, bis er wieder dran ist.

„Der Playboy & Der Baumpate“, bis 23. Februar in der Schubert-Galerie, Mommsenstraße 7, Charlottenburg. Geöffnet: mittwochs bis freitags von 14 bis 19 Uhr und samstags von 11 bis 14 Uhr.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false