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Stadtleben: Einsatz erwünscht

Kindern vorlesen, Alten ein Lied singen: Wie Ehrenamtliche ein schönes Fest schenken

Allein unterm Baum, aber dafür womöglich mit allerlei Sorgen und Stress? Das muss nicht sein. Wer die Festtage mal anders verbringen möchte und damit sich und anderen etwas Gutes tun will, für den haben wir was. „Bei uns melden sich in diesem Jahr nicht nur Singles und Paare, sondern ganze Familien, die Weihnachten stress- und sinnvoll verbringen möchten, das hatten wir noch nie“, sagt Carola Schaaf-Derichs von der Berliner Freiwilligenagentur Treffpunkt Hilfsbereitschaft. Die Leute melden sich, um Behinderten etwas auf der Gitarre vorzuspielen, alten Menschen Kaffee einzugießen, Kindern eine Geschichte zu erzählen. Das Fest der Liebe, das nehmen diese Menschen wörtlich. Auch Tagesspiegel-Leserin Carola Kirchner will sich zu Weihnachten in Nächstenliebe üben. Die 52-Jährige aus Reinickendorf rief bei ihrer Zeitung an, wir spielten ausnahmsweise Engelvermittlung, und nun wird sie Bedürftigen eine Weihnachtsfreude machen. Bei den meisten Ehrenamt-Vermittlungsdiensten, auch bei der Stiftung Gute Tat, müssen sich die weihnachtlichen Heinzelmännchen beim jeweiligen Einsatzort vorstellen um zu gucken, ob Engel und Einrichtung auch zueinanderpassen.

Auch in den Pfarreien melden sich dieser Tage Berliner und Brandenburger, die angesichts von Weihnachtsbeleuchtung und Spenderwerbebriefen im Briefkasten ein Licht aufgeht: Es ist doch das Fest der Nächstenliebe! Doch Stefan Förner, der Pressesprecher des Erzbistums Berlin, dämpft Erwartungen von Benefiz-Begeisterten. Oft bereiteten sich die Gemeinden rechtzeitig vor, damit die Messen, Krippenspiele und Speisungen nicht auf den letzten Drücker lieblos über die Bühne gehen. Beim Caritas-Ehrenamtskoordinator heißt es indes, man könne ruhig beim Pfarrer um die Ecke anrufen oder im Internet über die Pfarrei-Suchmaschine die nächstgelegene Gemeinde ausfindig machen. Vor allem für die Besuchsdienste bei Menschen, die das Fest in Klinik, Heim oder Bett zu Hause verbringen müssen, werden noch Weihnachtsengel gesucht, sagt Heike Krohn, stellvertretende Sprecherin der Evangelischen Landeskirche.

So finden viele Menschen in dieser Stadt ihr Seelenheil nicht allein darin, schnell mal im Internet eine Bestellung aufzugeben. An welchen Gott oder welche höhere Kraft sie auch immer glauben - sie sehen darin auch eine Verpflichtung zur Mitmenschlichkeit. In Berlin sind Ehrenamtliche im statistischen Schnitt viel jünger (37) als im übrigen Deutschland (Ende 50). Sich mal nicht nur um sich selbst zu kümmern, hält außerdem jung. Und erfüllt am meisten, wenn man es nicht nur zu Weihnachten tut. Annette Kögel

Annette Kögel

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