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Stadtleben: Elegantes von nebenan

Das Berliner Modelabel „Pulver“ eröffnete einen Laden in seiner Heimatstadt

Therese Pfeil ist es leid, dass sie nach Japan fahren muss, um ihre Kleider auf der Straße zu sehen. Deshalb hat sie zusammen mit ihren drei Kolleginnen Franziska Piefke, Elisabeth Schotte und Franziska Schreiber am Wochenende ihr erstes Geschäft in Berlin in der Tor-, Ecke Borsigstraße eröffnet. „Pulver“ steht in goldenen Buchstaben über der Tür. Schon von weitem soll man den Namen glänzen sehen. Immerhin liegt das Geschäft nicht gerade in einer fußläufigen Einkaufsgegend. Aber, so denkt Therese Pfeil: „In Berlin wollen Touristen und Besucher etwas entdecken, was sie nicht in jedem x-beliebigen Einkaufszentrum kaufen können.“

Außerdem ist das „Pulver“-Atelier in Sichtweite, schräg gegenüber in einem ehemaligen Kindergarten. Vor dem Plattenbau, an dem immer noch Blümchen und Bienchen als Erkennungszeichen für die Hortkinder befestigt sind, stehen immer wieder Leute, die ein Teil von Pulver in der „Vogue“, „Elle“ oder sonst einem Hochglanzmagazin gesehen haben und es jetzt unbedingt kaufen müssen.

Das war noch ein Grund für den Laden: „Viele unserer Kleidungsstücke fanden zwar die Stylisten der Modemagazine toll, aber im Einzelhandel kamen sie nie an“, sagt Elisabeth Schotte. „Bei uns hängt jetzt die ganze Kollektion für Herbst/Winter.“ Und sogar noch ein paar Teile mehr: kleine Baumwollkleider für Mädchen bis zwei Jahre in Blaudruck, der in der Domäne Dahlem hergestellt wurde.

Das Label „Pulver“ arbeitet nun schon seit vier Jahren mit Erfolg daran, dass Berlin als Modestandort im Ausland ernst genommen wird. Sie verkaufen ihre Kleidung allein in Japan in 15 Geschäften, dazu in London, New York, Kopenhagen, Los Angeles, Hongkong. In Deutschland gibt es gerade mal drei Läden, die „Pulver“ führen. Dabei entwerfen die vier Absolventinnen der Berliner FHTW alltagstaugliche, aber elegante Kleidung aus schönen Materialien. Im Laden hängen dunkelblaue Samtkleider mit Kordeln für die Taille, die in dicken Quasten enden, daneben Blusen mit aufgenähter Wollborte.

„Pulver“ ist ein Designkollektiv. Eine Frau Pulver gibt es natürlich nicht, auch wenn Anrufer im Atelier regelmäßig nach ihr verlangen. Stattdessen: vier Frauen und eine Idee. „Man muss zufrieden sein, um gutes Design zu machen“, sagt Therese Pfeil. Die Mode von „Pulver“ soll ohne Personifizierung funktionieren. „Bei uns ist niemand wichtiger als der andere, Mode ist immer Teamarbeit“, sagt Elisabeth Schotte. Dass sie zu viert mehr auf die Beine stellen können, beweisen sie jede Saison. Sie gehören zu den Berliner Designern, die immer wieder mit wunderbaren Modenschauen überraschten, mal in der Tschechischen Botschaft oder im Ritz Carlton. Dort spielten sie in einer Suite mit wechselnden selbst gemalten Kulissen ein Modemärchen mit Prinz und Prinzessin. Die Designerinnen zeigen so immer wieder, dass „Pulver“ zu Berlin gehört – auch wenn der Erfolg vor allem im Ausland stattfindet. Grit Thönnissen

Pulver, Torstraße 199. Mo, Do und Fr 15 bis 20 Uhr, Sa 13 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung. Infos: www.pulver-studio.de

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