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© Thilo Rückeis

Engagierte Ärzte: Mit Musik gegen die Bombe

Die Haubers veranstalten seit 25 Jahren Konzerte für die „Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges“. Das Jubiläum wird gefeiert.

Sie sind ein Zwei-Mann-Betrieb und haben insgesamt vier Berufe: Ingrid Hauber ist Apothekerin, Peter Hauber Kinderarzt. Neben ihren Brotberufen sind die beiden ehrenamtliche Konzertveranstalter und betreiben ein Plattenlabel: für die Organisation IPPNW, die übersetzt„Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges“ heißt. Die Konzerte organisieren sie nun schon seit 25 Jahren, und zwar für den guten Zweck: Die Einnahmen kommen Menschen zugute, die Opfer von Kriegen, atomaren, Industrie- und Naturkatastrophen geworden sind.

Am Wochenende finden zwei Jubiläumskonzerte im Kammermusiksaal der Philharmonie statt: Das Pellegrini-Quartett führt am Sonnabend um 20 Uhr Werke von Haydn, Nono und Janacek auf. Am Sonntag um 11 Uhr spielen Viviane Hagner, Alban Gerhardt und Steven Osborne aus Werken von Schubert, Xenakis und Schostakowitsch.

Dass sich die Haubers so engagieren, hat mit brennenden Segelbooten auf dem Wannsee zu tun, mit in Flammen stehenden Bäumen und explodierenden Tankstellen: Das alles hat Peter Hauber vor sich gesehen, als er 1982 dem Vortrag eines Arztkollegen zuhörte – der die Folgen einer Atombombenexplosion über dem Brandenburger Tor beschrieb. Endgültig nicht mehr losgelassen haben den Kinderarzt und seine Frau die Risiken der Kerntechnologie dann ein paar Wochen später, nachdem sie die BBC-Produktion „Wargame“ gesehen hatten. „In diesem Film wurden die Auswirkungen eines Atomschlags auf eine englische Kleinstadt sehr realistisch dargestellt“, erinnert sich der 64-Jährige. Das Ehepaar hatte Angst. Und beide recherchierten, wie sie sich im Fall eines Atomkriegs schützen könnten. Berlins damaliger Innensenator Heinrich Lummer (CDU) riet ihnen in einem Brief, „der Friedenspolitik der Bundesregierung zu vertrauen“. Doch die Haubers blieben beunruhigt – auch nach der Bunker-Besichtigung, die sie ein paar Wochen später organisierten. Denn der Schutzraum, der nur ein paar Gehminuten von ihrer Zehlendorfer Wohnung entfernt lag, hätte im Fall eines Atomschlags nach spätestens zwölf Stunden seine Tür öffnen müssen, sonst wären die Insassen erstickt. Peter Hauber informierte sich weiter und trat der Organisation IPPNW bei. Und er versuchte, die Angst vor der Atombombe auch in konservativen Kreisen zum Thema zu machen. Das gelang ihm mit Hilfe von Leonard Bernstein. Denn der sprach im August 1983 in einem Fernsehinterview ganz unvermittelt vom „Wahnsinn der Politik mit diesen verdammten Atombomben“. Peter Hauber schrieb daraufhin auch Herbert von Karajan an, und schickte den Brief in Kopie an 150 andere Musiker. Viele davon boten ihm an, für die IPPNW Benefiz-Konzerte zu geben. Die organisieren die Haubers nun schon seit 25 Jahren.

Zu ihren größten politischen Erfolgen zählt für die beiden, dass sie Bundesumweltminister Sigmar Gabriel vor zwei Jahren 600 CDs verkauft haben, mit dem Mitschnitt eines Benefizkonzerts für die Opfer von Tschernobyl. „Die dann an viele andere Bundestagsmitglieder weiterverschenkt wurden“, hofft der konzertveranstaltende Kinderarzt.Rita Nikolow

Infos unter www.ippnw-concerts.de und www.berliner-festspiele.de

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