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Fashion Week: Ein Platz für die Mode dringend gesucht

Die Fashion Week soll runter vom Bebelplatz, aber wo genau sie im Januar stattfinden wird, ist noch ungewiss. Alternativen gibt es erst im Sommer 2011.

Niemand will, dass die Fashion Week ausfällt. Aber wo genau sie im Januar stattfinden wird, steht nach dem Beschluss des Kulturausschusses wieder in den Sternen. Wie berichtet, hatte der Ausschuss sich dagegen ausgesprochen, erneut eine Modewoche auf dem Bebelplatz zu veranstalten. Damit hatte der Ausschuss auf eine Petition von mehr als 600 Bürgern und mehreren Kultureinrichtungen reagiert, die verhindern wollen, dass der Platz, unter dem sich das Denkmal zur Erinnerung an die Bücherverbrennung der Nazis befindet, weiter für kommerzielle Veranstaltungen genutzt wird.

Über mögliche neue Standorte wurde bereits während der letzten Fashion Week im Juli heftig diskutiert. Sponsoren und Veranstalter haben selbst ein großes Interesse daran, endlich stabile Verhältnisse zu schaffen und einen Ort zu finden, an dem man die Catwalks auch längerfristig zweimal jährlich ins Scheinwerferlicht stellen kann.

Allerdings sah es im Sommer noch so aus, als bleibe ein bisschen mehr Luft zum Suchen. Denn das Bezirksamt Mitte hatte am 23. Juni beschlossen, dass die Fashion Week ein letztes Mal im Januar auf dem Bebelplatz stattfinden dürfe und danach auf die Straße des 17. Juni übersiedeln könne.

„Nun hat sich der Zeitdruck deutlich erhöht“, sagte Senatssprecher Richard Meng. Zwar sei der Beschluss des Kulturausschusses rechtlich nicht bindend. Aber es handele sich um eine politische Willensbekundung, die sehr ernst zu nehmen sei, und der man deshalb nachkommen sollte. Gefragt sei nun die Wirtschaftsverwaltung: „Die muss bei der Suche richtig Druck machen.“

Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit gehört zu den Unterstützern der Fashion Week und der Modemessen im Umfeld, denn sie bringen internationales Renommee und jährlich etwa 200 Millionen Euro in die Stadt. Ein Sprecher der Wirtschaftsverwaltung sagte: „Wir werden den Beschluss prüfen und die Gespräche begleiten, sind aber nicht Genehmigungsbehörde.“

Der für die Genehmigung im Bezirksamt Mitte zuständige Stadtrat Ephraim Gothe (SPD) zeigte sich von der neuen Lage überrascht. „Wir sind als Stadt verpflichtet, verlässlich zu sein“, sagte er. Vor dem Beschluss, die Fashion Week im Januar 2011 ein letztes Mal auf dem Bebelplatz stattfinden zu lassen, habe er eine Anhörung veranstaltet mit allen Beteiligten von der Wirtschaftsverwaltung, dem Veranstalter IMG World, des Petitionsausschusses und der Bürgerinitiativen. Dass er als Zuständiger zu der Sitzung des Kulturausschusses nun nicht eingeladen wurde, findet er „merkwürdig“.

Die CDU-Politikerin Monika Grütters sagte als Sprecherin der Initiative Bebelplatz, es gebe „genügend gute Alternativen“. „Unsere Einwände sind hartnäckig ignoriert worden, immer wieder wurden wir um jeweils ein halbes Jahr vertröstet.“ Der brutale Umgang mit Micha Ullmans Denkmal während der Fashion Week müsse nun endlich aufhören.

Die Sponsoren waren von der neuen Lage ebenfalls überrascht. Die zuständigen Mitarbeiter der IMG stecken gerade in den Vorbereitungen zur New Yorker Mercedes-Benz Fashion Week. Der Beschluss des Kulturausschusses hat offensichtlich alle Beteiligten kalt erwischt.

Die als Alternative bislang heiß gehandelte Straße des 17. Juni in der Höhe des Sowjetischen Ehrenmals kommt als Standort frühestens nächsten Sommer infrage, da dort derzeit neue Wasser- und Stromanschlüsse verlegt und Baumreihen gepflanzt werden. Auch der Washington-Platz vor dem Hauptbahnhof war im Gespräch – der aber wird, wie berichtet, bis August nächsten Jahres umgestaltet, fällt also gleich für die nächsten beiden Modewochen im Januar und im Juli 2011 aus.

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