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Fashion Week

© dpa

Fashion Week: Hülle und Fülle

Glamour, Glitzer, Supermodels: Die Fashion Week Berlin ist zu Ende. Doch nicht immer stand die Mode im Mittelpunkt des großen Schaulaufens.

Bei Sisi Wasabi ist der Laufsteg ein riesiger Spiegel. Was da durchs Bürohaus Unter den Linden paradiert, ist wie eine Antwort auf die Gebete all jener Stars, die in kalten Februarnächten auf den vielen roten Teppichen der Stadt frieren müssen. Hollywoodreif geraffte seidige Kleider mit warmen Capes drüber und Harlekinanmutungen auf Applikationen, weil man das Glitzerleben nicht zu ernst nehmen darf. Wo man das kaufen kann? „Am besten halten Sie sich auf unserer Internetseite auf dem Laufenden, im Moment haben wir in Berlin keinen festen Shop“, sagt die Produktionsleiterin am Rande der Präsentation am Mittwochabend.

Mode darf nicht vernünftig oder gar praktisch sein, auch nicht das Drumherum. Der gestern zu Ende gegangenen Mercedes-Benz-Fashion-Week ist es immerhin zu danken, dass die jungen Designer auch in sonst nicht übermäßig modebewussten Kreisen Aufmerksamkeit finden. Denn natürlich wird die Modewoche auch als gesellschaftliches Ereignis zelebriert.

Das Gerücht ging, dass die Partys des Designers Michael Michalsky die besten seien. Tout Berlin war am Dienstag erschienen, um sich seine Show in der Gemäldegalerie anzuschauen. Und außerdem noch Udo Kier als Hollywood-Star. Moderatorin Tita von Hardenberg und ihre Mutter Isa sind dabei, Moderatorinnen wie Dennenesch Zoudé, Schauspielerin Alexandra Kamp, Maria Kotenev, Udo Walz und Model Franziska Knuppe, die verrät, warum Wofgang Joop mit seiner viel gefeierten Wunderkind-Kollektion nicht dabei war in dieser Woche. „Viel zu viel Arbeit im Moment, er bereitet sich doch auf Paris vor.“

Der Anzug des Regierende Bürgermeisters ist nicht von Michalsky. „Man weiß ja gar nicht so genau, wo man das kaufen kann“, sagt Klaus Wowereit. Am Ende der Show gibt er sich begeistert von einem roten Anzug. „Das ist meiner.“ Hose und Jackett – ein Bekenntnis zu Rot-Rot.

Jeans und Tops in allen Farben Edelschwarz sind die Partyuniform dieser Woche. Da ist das Modevolk konservativ und gibt sich auch sonst gern cool, selbst angesichts der in Lackweiß wunderschön ausgestatteten Gemäldegalerie, applaudiert begeistert, lästert aber streckenweise kräftig unter sieben Siegeln der Verschwiegenheit. Dabei sähen die Abendkleider sehr schön aus, wenn die Models nicht so gespenstisch busenarm wären. Die Michalsky-Fete in der neuen „Puro Lounge“ ist tatsächlich ein Hit. Vor allem wegen der noch unverbrauchten großartigen Aussicht aus dem 20. Stock des Europa-Centers.

In der Nacht zuvor hatte man sich bei der Aftershow-Party des Modelabels Joop, dessen Namensgeber schon lange nichts mehr damit zu tun hat, auf der Ehrentribüne des nachtgraugrünen Olympiastadions getroffen. Neonlicht erhellte den ermatteten heiligen Rasen. Auf der Anzeigetafel blinkte ein verlorenes „Joop!“ dem staunenden Partyvolk entgegen. Berlin, die Schatzinsel für Location Scouts, ein Wintermärchen.

Die Shows im backsteinroten Postbahnhof wirken selbst schon wie Partys. Da vibrieren die Bässe der Musik kräftig zwischen den Rippen, während die Models mit gekonnt verfinsterten Mienen und sorgfältig ungekämmten Haaren in erstaunlich hübschen Kleidern rhythmisch über den Lauftsteg stapfen. Hier wird gerade die neue Kollektion von Strenesse Blue vorgeführt, aber die Rituale ähneln sich. Zum Beispiel auch, dass Verspätung dazu gehört, so als sei sie ein Statement gegen das Klischee von den ordnungsfanatischen, immer pünktlichen Deutschen. Das Chaos feiert kräftig mit.

Kurz bevor die Lichter aufstrahlen, stiehlt ausgerechnet Sabine Christiansen dem Model Eva Padberg die Show. Als politische Talkshow-Moderatorin machte sie sich zunehmend rar auf prominenten Festen, erst recht auf bunten Terminen. Und nun sitzt sie in der ersten Reihe und nutzt zwei freie Tage, um als Frau an der Seite ihres geliebten Jeans-Unternehmers Nobert Medus zu repräsentieren. Auf die Frage nach der Marke ihrer schicken Jeans sagt sie fast glückstrahlend: „Das bleibt natürlich im Hause.“ So verhilft diese Liebe der Modewoche noch zu einem seriösen Touch.

Obwohl Wolfgang Joop seine „Wunderkind“ Couture nicht zeigt, hat er doch einen heimlichen Höhepunkt geschaffen, indem er die Bewohnerinnen der Gästelisten zu einem Sample Sale ins Hotel de Rome geladen hat. Das geht nicht immer ohne Balgerei ab, macht aber sichtlich Spaß. Haute Couture zum Schnäppchenpreis: Darauf läuft am Ende doch alles hinaus, was das Herz eines Modejunkies wirklich begehrt. Elisabeth Binder

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