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Fashion Week

© dpa

Fashion Week: Lenker und Denker

Dirk Schönberger ist der Kreativchef der Modemarke Joop. Der Wahlberliner zeigt seine Kollektion im Olympiastadion. Es ist seine erste große Schau in der Hauptstadt.

Es ist Fashion Week in Berlin. Deshalb hat der Designer Dirk Schönberger viel zu tun – er sitzt in mehreren Jurys für Jungdesignerwettbewerbe, ist Schirmherr eines neuen Preises für europäische Modestudenten und bereitet seine erste große Modenschau in der Stadt vor. Oder besser gesagt, die seines Arbeitgebers, dem Hamburger Modeunternehmen Joop. Heute Abend zeigt Joop die Männermode für Herbst und Winter 2008/09 im Olympiastadion. Es ist nach der gestrigen Hugo-Boss-Präsentation im Tempelhofer Flughafen, die zweite mit Spannung erwartete Veranstaltung. Schließlich ist es das erste Mal, dass der neue Designchef von Joop seine Vision der modernen Männermode zeigt.

Seit gut einem Jahr ist der Designer nun schon Kreativchef einer Marke, die zwar fast alle Deutschen kennen, aber die lange schon keine wiedererkennbare Mode mehr produzierte. Die Firma heißt zwar wie der Designstar Wolfgang Joop, aber der hat sich längst ausbezahlen lassen. Mit seinen kostspieligen Entwürfen für sein Label Wunderkind versucht er nun die Bourgeoisie dieser Welt zu verzücken. Die Aufgabe seines Nachfolgers ist da sehr viel geerdeter. Schönberger muss dem Massenmarkt erklären, wie die Marke in Zukunft aussehen soll. Ihn freut besonders, dass er die Herrenmode hier in Berlin präsentieren kann, weil es mit der Mercedes-Benz-Fashion-Week endlich eine ernst zunehmende Plattform für deutsche Mode gibt und außerdem weil er seit einem Jahr Berliner ist.

Ganz still und heimlich sei er an den Rand von Mitte gezogen, „da wo es nicht so hysterisch ist“, sagt er. Der gebürtige Kölner, der elf Jahre sein eigenes Label in Antwerpen führte und seine Entwürfe für Männer in Paris zeigte, hatte Heimweh nach Deutschland. Den Plan wieder zurückzukehren, fasste er schon bevor er das Angebot von Joop bekam. Für ihn gab es keine Alternative zu Berlin. „Ich habe mir sehr gewünscht hier zu leben.“

Der 41-Jährige mit dandyhaft ergrautem Seitenscheitel, gilt als Intellektueller unter den deutschen Designern, die ihre Karriere im Ausland begannen. Die Verantwortung in so einer großen Firma zu haben, sei völlig anders, als sein eigener Herr zu sein. Er muss sich die Entwürfe für Bettwäsche genauso anschauen, wie eine neue Badezimmerarmatur oder eben einen Anzug, der heute Abend gezeigt wird. Und da Joop nun mal eine deutsche Firma ist, hat sich Schönberger an die rund achtzig Jahre alte, deutsche Designtradition erinnert und seine Kollektion „Neu Bauhaus“ genannt. „Ich bin schon ein Romantiker, aber ich habe versucht, mich nicht im Retrorausch zu verlieren.“ Schließlich sollen seine Kunden sich nicht als Bauhaus-Erfinder und Architekt Walter Gropius verkleiden, sondern „cool und authentisch“ aussehen.

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