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© dpa

Fashon Week: Initiative will Models vom Bebelplatz fernhalten

Prominente fordern den Umzug der Fashion Week. Der Veranstalter garantiert freien Zugang zum Denkmal.

Von Sabine Beikler

Das Zelt für die Mercedes Fashion Week ist mit 95 mal 30 Metern fast so groß wie ein Fußballfeld. Seit dem 8. Januar sind fast rund um die Uhr 100 Messebauer mit dem Aufbau beschäftigt. Inmitten der Arbeiten verläuft zwischen Absperrgittern ein Gang zu der im Boden eingelassenen Glasplatte, durch die ein unterirdischer Raum mit leeren Bücherregalen zu sehen ist – das Denkmal von Micha Ullmann zur Erinnerung an die Bücherverbrennung vom 10. Mai 1933. Das Denkmal ist während des Aufbaus frei zugänglich und „wird es auch während der Messe sein“, sagte Daniel Aubke, Sprecher des Veranstalters IMG. Die Initiative Bebelplatz aber protestiert gegen die Vermarktung des geschichtsträchtigen Platzes und hat sich jetzt mit einem Protestbrief an Klaus Wowereit gewandt.

Die Initiatoren, darunter die CDU-Bundestagsabgeordnete Monika Grütters, fordern in dem Schreiben, das dem Tagesspiegel vorliegt, Wowereit auf, die „Nivellierung eines authentischen Tatortes der Naziverbrechen“ und die „Missachtung eines berühmten Bildhauers und seines Werkes“ zu stoppen. Der geschichtsträchtige Bebelplatz müsse künftig frei von Eisbahnveranstaltungen, Modenschauen oder Weihnachtsmärkten sein. Unterzeichnet haben dieses Schreiben unter anderem der Berliner Ehrenbürger Edzard Reuter, Lala Süßkind, Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Christoph Markschies, Präsident der Humboldt-Universität und Generalsuperintendent Ralf Meister.

Vor Weihnachten hatte sich die Initiative schriftlich an den Hauptsponsor der Modemesse gewandt, bisher aber keine Antwort erhalten. „Mercedes-Benz möchte als Titelsponsor dazu nichts sagen“, sagte ein Konzernsprecher und verwies an den Veranstalter IMG. „So eine Nonchalance entspricht nicht der Professionalität eines Unternehmens. Es muss Mercedes als Hauptsponsor doch auch um sein Image gehen“, sagte CDU-Kulturpolitikerin Grütters.

Die Fashion Week sei „nicht dauerhaft“ an einen Ort gebunden, sagte IMG-Sprecher Aubke. Auch eine andere Freifläche wie der Schlossplatz sei geeignet für das Modeevent. Einen „öffentlichen Diskurs“, welche Plätze in Berlin für Veranstaltungen genutzt werden können, begrüße man.

In der kommenden Woche will der Petitionsausschuss des Abgeordnetenhauses sich mit einer Eingabe der Initiative befassen und den Senat auffordern, diese anzunehmen. Die Kulturpolitiker aller Fraktionen fordern ebenfalls, den Bebelplatz als Gesamtkunstwerk freizuhalten.

Kulturstaatssekretär André Schmitz hatte bereits vor Monaten zu „mehr Sensibilität“ im Umgang mit dem Ullman-Denkmal aufgerufen. Es gebe „genug Platz in Berlin für solche Veranstaltungen“, sagte Schmitz. „Wir achten auf einen sensiblen und angemessenen Umgang mit dem Platz“, sagte Thorsten Wählert, Sprecher der Kulturverwaltung. Kultursenator Klaus Wowereit hat sich dazu noch nicht geäußert. Sabine Beikler

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