zum Hauptinhalt
14. Karneval der Kulturen

© ddp

Fest: Karneval der Kulturen: Samba und Kamelle

Am Pfingstsonntag zog die große traditionelle Straßenparade durch Kreuzberg und Neukölln. Während Multi-Kulti in den beiden Bezirken ohnehin an der Tagesordnung ist, war es auf den Straßen noch bunter als sonst.

Samba, Salsa, Heimatklänge: Wenn sich Rasseln mit Trommeln und Jodelarien mischen, hat der Karneval der Kulturen in Berlin seinen Höhepunkt erreicht. Am Pfingstsonntag zog die große traditionelle Straßenparade mit 72 Wagen und 98 Gruppen durch Kreuzberg und Neukölln. Während Multi-Kulti in den beiden Bezirken ohnehin an der Tagesordnung ist, war es auf den Straßen noch bunter als sonst. 4700 Teilnehmer aus 70 Nationen wollten neun Stunden lang an den Schaulustigen vorüberziehen. Rund 700 000 Menschen feierten nach Schätzung des Veranstalters an den Straßenrändern mit.

Zumindest bis zum frühen Abend blieb es heiter bis sonnig. Eine Gewitterfront, die anderen Teilen Berlins Platzregen bescherte, verschonte den Umzug. Zu den viertägigen Karnevalsfeiern am gesamten Pfingstwochenende rechnete die Werkstatt der Kulturen als Organisator mit rund 1,3 Millionen Besuchern.

Die Zuschauer kamen mit Perücken, Fußballschals und Trachten aus dem Schwarzwald und Afrika - oder in Zivil. Dafür hatte sich auch Kerstin Handke mit ihrem Lebensgefährten Frank Reißmann und dessen Sohn Leon entschieden. Am Hermannplatz, an dem die Parade begann, tanzte Reißmann mit seinem Neunjährigen auf den Schultern. "Wir finden es super hier", meinte er. "Mir gefällt die Vielfalt der Menschen", sagte Handke. Für die Berlinerin aus Marzahn war es eine Premiere: Sie war zum ersten Mal beim Karneval. Unter die Besucher hatten sich auch der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit und Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (beide SPD) gemischt.
 
Kritik gegen einen entfesselten Kapitalismus

Zur Eröffnung des Umzuges am Mittag wurde wild getrommelt. Bei den Zuschauern kam die beste Stimmung auf, je mehr Rhythmus die Musiker ihren Instrumenten entlockten - egal, ob es Trommeln oder Alphörner waren. Tänzer warfen Konfetti und Kamelle (Bonbons) in die Menge, manche Gruppen übten mit ihren Wagen und Motiven Kritik gegen einen entfesselten Kapitalismus, machten auf den Klimawandel aufmerksam und warben für Vielfalt und Toleranz. Nach Veranstalterangaben hatten sich in diesem Jahr elf neue Gruppen angemeldet.

Wegen eines Zwischenfalls musste die Parade an einer Stelle kurzzeitig gestoppt werden. Polizisten lösten eine Sitzblockade mitten im Umzug auf, wie eine Sprecherin der Polizei sagte. Auf Fernsehbildern war zu sehen, dass es dabei ein Gerangel gab. Die Demonstranten hatten mit Transparenten auf das Schicksal einer Gruppe von Roma aus Rumänien hinweisen wollen, die nach einem längeren Ringen um eine Bleibe in ein Asylbewerberheim gezogen waren.

Der 14. Karneval der Kulturen hatte am vergangenen Freitag mit einem Straßenfest begonnen, das bis Pfingstmontag dauern sollte. Am Samstag gingen die Kleinsten beim Kinderkarneval auf die Straße. Bei dem Festival wird das Miteinander von Menschen aller Hautfarben und Nationalitäten gefeiert - und das lockt selbst die Berliner, bei denen der Karneval im Februar nicht so hoch im Kurs steht, zum Feiern auf die Straßen.

Leticia Witte[dpa]

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false