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Festgelände unklar: Bloß nicht in den Osten!

Das Deutsch-Amerikanische Volksfest sucht einen Platz. Im Gespräch stehen das Olympiastadion oder das Messegelände. Im letzten Jahr feierte das traditionsreiche Fest sein 50-jähriges Jubiläum.

Richard Simmons spricht mit einem starken amerikanischen Akzent. Das Deutsch-Amerikanische Volksfest ist für den Veranstalter eine Herzensangelegenheit. 2010 feierte das traditionsreiche Fest sein 50-jähriges Jubiläum. Ob es eine 51. Ausgabe geben wird, ist unklar. „Wenn ich keinen Platz bekomme, ist es das Ende“, sagt Simmons. Auf das Traditionsgelände an der Zehlendorfer Clayallee kann er nicht zurück, dort entsteht derzeit ein Wohnviertel.

Deshalb streitet Simmons mit dem Senat um eine Alternative, vor allem um das Tempelhofer Feld. Riesenrad, Dosenschießen und Burger – seiner Ansicht nach passt das alles dort wunderbar hin. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung sieht das anders und hat den entsprechenden Antrag schon abgelehnt. Volksfeste mit Fahrgeschäften, sagt Sprecher Mathias Gille, passten einfach nicht in das Nutzungsprofil des Tempelhofer Feldes. Und überhaupt: Der Lärm, die Anwohner, die nistenden Vögel.

Simmons möchte zwar unbedingt nach Tempelhof. Sein Volksfest will er dieser Vision aber nicht opfern. Er kann sich auch andere Standorte vorstellen – mit einer Einschränkung: „Ich möchte im Westen der Stadt bleiben.“ Zur Not gäbe er sich sogar mit dem französischen oder britischen Sektor zufrieden, auch wenn ihm der amerikanische natürlich am liebsten wäre. Nur bloß nicht in den Osten!

Mehrere Areale standen schon zur Diskussion, darunter auch der Platz des 4. Juli in Lichterfelde – direkt neben den einstigen Kasernen der US-Armee. Jedes Mal gab es jedoch Bedenken wegen Umwelt- und Lärmschutz. Und in Neukölln und Kreuzberg – auch diese beiden Bezirke gehörten einst zum US-Sektor – fehle es einfach an geeigneten Flächen, sagt Simmons. Auf längere Sicht könnte der Messeparkplatz an der Jafféstraße eine Lösung sein. Die Messe Berlin hatte zwar schon einmal Nein gesagt, aber bei „planungstechnischen Änderungen“ hofft Simmons auf ein Okay.

Der Sprecher des Freundschaftsfestes, Joachim Weiß, ist pessimistisch: „Momentan sieht es so aus, als ob es mit diesem traditionsreichen Fest vorbei ist.“ Seine Befürchtung: Berlin will es eigentlich gar nicht mehr. „Wenn das die Position des Landes ist, dann hat alles keinen Sinn“, sagt Weiß. Falls es in diesem Sommer überhaupt stattfinde, gebe es eine Mini-Version des Volksfestes. Die Schausteller hätten ihre Routen für 2011 jetzt schließlich schon geplant, da könne nicht jeder dabei sein. Vielleicht werde deshalb nur das amerikanische Dorf aufgebaut, das lagere in einer Halle.

Auch Weiß trauert der Idee des Tempelhofer Feldes hinterher: „Es ist unendlich viel Platz.“ Er hat aber eine Alternative im Sinn: den Olympischen Platz in Westend, direkt vor dem Stadion. Der sei gut angebunden ans U- und S-Bahnnetz und es gebe viele Parkplätze. Veranstalter Simmons gefällt die Idee allerdings gar nicht: „Nein, das ist nicht der richtige Platz.“ Sportliche Großereignisse würden mit dem Fest zeitlich kollidieren.

Auch der Vorsitzende des Berliner Schaustellerverbandes, Thilo-Harry Wollenschlaeger, ist gegen den Vorschlag: „Das Gelände ist zu abfallend.“ Außerdem spreche die Geschichte dagegen. Ein Deutsch-Amerikanisches Volksfest im britischen Sektor? Undenkbar! Das Hauptquartier war einst nur einige Schritte entfernt. Die Standortfrage – für Wollenschlaeger „eine Entscheidung zwischen Pest und Cholera“.

Christine Cornelius

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