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© ddp

Filmpremiere: Abba bitte mit Tönen

Meryl Streep und Pierce Brosnan sind in Berlin Gestern stellten sie ihren Film "Mamma Mia!" vor. Brecht-Verehrerin Streep ärgert sich derweil, dass sie nicht so viel von Berlin sehen kann.

Der Himmel über dem Brandenburger Tor ist wolkenlos und strahlend blau. Plötzlich funkelt die Luft, Glitzerfontänen regnen auf den Pariser Platz, und alles Bunte wirkt noch ein wenig bunter. Von irgendwo erklingt die berühmte Liedzeile: „You can dance, you can jive, having the time of your life“ – du kannst tanzen, du kannst swingen, du kannst die tollste Zeit deines Lebens haben!

So ähnlich hätte die Verfilmung des erfolgreichen ABBA-Musicals beginnen können, wäre sie nicht in Griechenland, sondern in Berlin gedreht worden. Doch auch so lag ein stetes Lachen in der Luft, als Meryl Streep und Pierce Brosnan gestern im Hotel Adlon am Pariser Platz gemeinsam mit ihren Schauspielerkollegen Amanda Seyfried, Christine Baranski, Dominic Cooper und Regisseurin Phyllida Lloyd den gemeinsamen Film „Mamma Mia!“ vorstellten, der am 17. Juli in die deutschen Kinos kommt. Die beiden Hauptdarsteller scherzten und neckten sich, als seien sie immer noch im unbeschwerten ABBA-Feeling. Die für abends geplante Premierenfeier wurde allerdings trotz der guten Stimmung wegen des drohenden Schauspielerstreiks in den USA abgesagt. Der Verleih fürchtete, die Stars könnten sich mit den weniger gut bezahlten Kollegen solidarisieren und der Premiere fernbleiben.

„Mamma Mia!“ ist ein Sommer- und ein Gute-Laune-Film. Es ist ein Film für ABBA-Fans genauso wie für Menschen, die bisher noch nicht wussten, dass zum wahren Glücklichsein nicht nur das Leben auf einer kleinen griechischen Insel, sondern auch die Lieder einer der erfolgreichsten Popgruppen aller Zeiten gehören. Der Musicalfilm um die Suche der 20-jährigen Sophie (Amanda Seyfried) nach ihrem leiblichen Vater (die möglichen Erzeuger spielen Brosnan, Colin Firth und Stellan Skarsgård) ist ein leichtes, verspieltes Sommermärchen, das noch lange im Blutkreislauf swingt.

Er ist allerdings kein Film mit perfektem ABBA-Sound. Es ist den Produzenten, unter ihnen Benny Andersson und Björn Ulvaeus von ABBA, hoch anzurechnen, dass sie die Stimmen der Schauspieler für die 17 ABBA-Songs nicht durch den Computer gejagt haben, um sie zu glätten: Der Zuschauer hört das Gepresste in Brosnans zeitweise durchaus sexy gebrochener, rauer Stimme, und er nimmt wahr, wenn die im Ganzen gute Sängerin Streep manche Höhe dann doch nicht erreicht. Diese Authentizität verleiht dem Film eine Extraportion Charme. „Phyllida hat uns erlaubt, albern zu sein und Fehler zu machen – daraus ist die Magie entstanden“, so Streep. Während der aktuellen Promotiontour wird die Schauspielerin erstmals von drei Jugendfreundinnen begleitet. „Ich beneide sie sehr“, sagt Streep. „Sie können viel mehr von Berlin sehen als ich.“ Trotz der Kürze ihres Besuchs hat die Brecht-Verehrerin begeistert das Theater am Schiffbauerdamm und die Babel-Ausstellung im Pergamonmuseum besichtigt.

Brosnan hatte in Berlin nur Zeit für eine kurze Massage. Wie hat sich der vierfache, nach wie vor gut trainierte 55-jährige Bonddarsteller auf die besondere Rolle vorbereitet? „Jeden Tag, wenn ich meine Kinder zur Schule gefahren habe, lief ABBA im Auto – monatelang!“, erzählt er lachelnd. Streep hatte mehr Respekt vor den Tanznummern. Denn während die 59-Jährige singt, hüpft sie auf dem Bett, rutscht eine Treppe hinunter und klettert ein Haus hinauf – alles mit einem kleinen, selbstironischen Augenzwinkern. „Meine Kinder werden sich für ihre Mutter in Latzhose in Grund und Boden schämen. Wahrscheinlich werden sie nach Alaska ziehen“, sagt die zweifache Oscar-Gewinnerin.

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