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Zauberflöte: Finales Drama um Wannsee-Festspiele

Mozarts Zauberflöte soll auf dem Wannsee aufgeführt werden. Die Karten sind verkauft, doch die Behörden vermissen Unterlagen. Die Veranstalter müssen sich jetzt beeilen.

Erst ging sie in Potsdam baden, jetzt droht die Aufführung von Mozarts „Zauberflöte“ auch am Wannsee ins Wasser zu fallen. Nach monatelangem Hin und Her schickte die Umweltverwaltung dem Veranstalter, der Deutschen Entertainment AG (Deag) von Peter Schwenkow, am Mittwoch den Ablehnungsbescheid. Grund für die Absage: Schwenkows Firma habe trotz wiederholter Mahnungen zahlreiche Unterlagen nicht eingereicht, so dass die Veranstaltung nicht genehmigt werden könne. Auf einem daraufhin anberaumten Krisentreffen in der Senatskanzlei mit der Umweltverwaltung sowie dem Wasser- und Schifffahrtsamt des Bundes hat der Veranstalter nach Tagesspiegel-Informationen eine letzte Frist bis nächsten Mittwoch erhalten. Bis dahin muss noch kräftig umgeplant werden, damit der 18 Meter hohe Vulkan sein Feuer speien und die Darsteller unter Regie von Katharina Thalbach auf der schwimmenden Bühne singen und dahinschmelzen können – begleitet von der Kammerakademie Potsdam.

Gerade der Ort mit Blick auf den Sonnenuntergang sollte diese „Zauberflöte“ zu etwas ganz Besonderem machen. Aber besondere Orte erfordern auch besonderen Papierkrieg. In der federführenden Umweltverwaltung des Senats herrschte von Beginn an große Verwunderung darüber, dass der Kartenverkauf schon begann, bevor überhaupt eine Genehmigung beantragt wurde. Denn das Strandbad Wannsee als Veranstaltungsort liegt im direkten Einzugsbereich des Wasserwerks Beelitzhof, unter dem Strand verläuft eine Wasserleitung. Damit war klar, dass keinerlei im Boden verankerte Bauten wie etwa die zunächst geplanten Tribünen für die 4700 Zuschauer erlaubt werden konnten. Doch während für die ein allseits akzeptabler Kompromiss gefunden wurde, sind viele andere Fragen noch ungeklärt. Und die Zeit bis zur Premiere am 11. August ist arg knapp, um alles zu regeln.

Laut einem internen Vermerk erfuhr die Verwaltung Anfang März aus der Zeitung von der Aufführung. Daraufhin wandte sie sich mit ihren wasserrechtlichen Bedenken an Schwenkows Firma. In den Wochen darauf gab es mehrere Gespräche, in denen dem Veranstalter der Ernst der Lage klar gemacht und Alternativen vorgeschlagen worden seien. Doch trotz mehrfach beantragter Fristverlängerungen habe die Deag immer nur unvollständige Unterlagen eingereicht.

Schon Anfang Juli schickte die Umweltverwaltung der Deag die erste Absage. Schwenkow gab sich damals auf Nachfrage optimistisch: Es sei „so sicher wie das Amen in der Kirche“, dass die Veranstaltung stattfinden werde, erklärte er am Tag darauf. Er habe in Berlin „schon ganz andere Sachen genehmigt bekommen“. Bereits zu dieser Zeit waren Tausende Karten verkauft – zu Preisen zwischen 40 und 80 Euro. In den Tagen darauf reichte die Deag weitere, aber wiederum unvollständige Unterlagen nach. Die noch offenen Fragen betreffen vor allem die Statik der Seebühne: Der Vulkan muss zunächst vom Montageplatz in Gatow über die Havel geschippert werden – und dann samt Orchester und Schauspielern Wind und Wellen standhalten. Ob der in Gatow vormontierte Vulkan wie geplant am nächsten Mittwoch in See stechen kann, ist jedenfalls offen. Zu einem ganz anderen Veranstaltungsort, etwa in Richtung der Spandauer Havel, kann er jedenfalls nicht gebracht werden, weil er unter keiner Brücke durchpasst.

Schwenkows Version der Geschichte klingt deutlich anders: Dass die Verwaltung aus der Zeitung von dem Projekt erfahren habe, sei „natürlich Quatsch“. Ebenso falsch sei die Darstellung, „wir hätten nicht geliefert“. Man habe nur immer wieder umplanen müssen, weil beispielsweise die Beleuchtungstürme am Strand nicht genehmigt worden seien und deshalb auf die Bühne verlegt werden mussten. Das bedeute eine größere Bühne, für die wiederum eine neue Statikprüfung notwendig sei. „Wir haben inzwischen über 15 statische Gutachten.“ Immerhin seien die Behörden nach dem Krisentreffen in der Senatskanzlei kompromissbereiter, und eine so neuartige Aufführung wie bei den Seefestspielen sei eben immer ein Lernprozess für alle Beteiligten. Deshalb wolle er jetzt „keine schmutzige Wäsche waschen“. Angesichts schon 29 000 verkaufter Karten für die zwölf Aufführungen würden die Seefestspiele „ein Riesenerfolg“.

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