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Stadtleben: Flossen hoch

Die „Staatspoperette“ bringt ihre Variante von 007 auf die Bühne des Grips-Theaters

Komische Vögel, diese Änsegenten. Schlappen auf riesigen Schwimmflossen über ihre drei Inseln, legen Eier, singen und tanzen – und betreiben einen offenbar hoch entwickelten Geheimdienst, der in vielen Details an ein bestimmtes britisches Vorbild erinnert. Den brauchen sie auch, weil unter ihnen plötzlich eine geheimnisvolle Fresssucht ausbricht, die sie am Eierlegen hindert und auch sonst allerhand existenzgefährdende Probleme aufwirft. Nur einer kann helfen, gestatten: Bombt, Heinz Bombt, Agent 007.

Slapstick? Musical? Kammeroper? Man kann nie ganz sicher sein, was einem die „Berliner Staatspoperette“ auftischt, eine freie, unsubventionierte Berliner Theaterproduktion, die nur ab und zu an die Öffentlichkeit tritt, weil Eva Blum und Matthias Witting, die Initiatoren, auch sonst noch allerhand zu tun haben, beispielsweise am Theater „Atze“. „N´ Blick in der Stadt“ war ihre erste Produktion, dann folgte „Alle Kühe fliegen hoch“, ein Kinderstück, das 2004 mit dem „Ikarus“ ausgezeichnet wurde. Und nun eben: „Änsegent 007 jagt Dr.Krø“, ein Spiel mit dem Mythos Bond und der Musik der Filme, angerichtet für fünf Schauspieler, ein Bläserquintett und Klavier, geschrieben von Blum und Witting.

Es geht, wie stets in diesen Fällen, um nichts Geringeres als die Rettung der Welt, zumindest der kleinen Welt der Änsegenten. Zeit für Musik aber muss sein, und der verblüffende Klang der Bond-Erkennungsmelodie auf der Oboe produziert schon einen gewissen Verfremdungsefffekt, der sich auch in den Bildern der watschelnden und stolpernden Protagonisten fortsetzt. „Got a licence to kill“, nun ja, das wird nicht so ganz ernst genommen, die deutsche Übertragung heißt „Ich hab nen Führerschein Zwei“, aber der Schurke, zwingend mit Glatze, fiesem Grinsen und weißer Kuschelkatze ausgerüstet, ist äußerst böse und hat eine grünliche Assistentin, die aus sämtlichen Killerinnen der bekannten Filme zusammengesetzt scheint – viel Arbeit für Heinz Bombt (Falk Berghofer) und seine Ko-Agentin Mia Gondbörl (Roswitha Stadlmann); in wechselnden Rollen, beispielsweise als Kühe, Frösche, Vögel sowie als Q und M sind außerdem die Ko-Autorin Eva Blum, Sanam Afrashteh und Mirko Böttcher zu sehen.

Das Goldammer-Quintett setzt den Bombast der Originalmusik zwingend in trocken-witzige Klänge um – ein fluffiges musikalisches Schaumgebäck, ideal geeignet, die getragene Stimmung der Weihnachtsfeiertage aufzulösen. bm

Grips-Theater am Hansaplatz, Premiere heute um 20 Uhr, dann weitere Vorstellungen am 28., 29., 30. (16 Uhr), 31. Dezember (16 und 20 Uhr) sowie am Neujahrstag um 18 Uhr. Tel. 397 474 77, www.staatspoperette.de

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