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Ausstellung „Grenzfälle“: Fotosafari an der Mauer

DDR-Fotoreporter lichteten kurz nach der Wende alles ab, was ihnen vor die Linse kam. Die Ausstellung „Grenzfälle“ zeigt nun wieder, wie es ausgesehen hatte, bevor die Mauer zu Staub zerbröselte und abgeräumt wurde.

In der Konrad-Adenauer-Stiftung wird die jüngere Vergangenheit des geteilten Deutschland wieder lebendig: In der Ausstellung „Grenzfälle“ zeigen sechs Fotoreporter der „Neuen Berliner Illustrierten“ (NBI), was ihnen kurz nach der Wende zum Thema Mauer vor die Linse kam. Die NBI war die größte und am besten gemachte Illustrierte der DDR, deren Fotografen den Ehrgeiz hatten, nicht nur Agitation und Propaganda zu bebildern, sondern das ganze Leben abzulichten. 1990 war plötzlich die Mauer weg, aber irgendwie war sie ja noch da mit ihren Wachtürmen und Sperranlagen. Die von allen Fesseln befreiten Lichtbildner hatten die Idee, das Bauwerk, das seit 1961 das Land zerschnitt, fotografisch zu dokumentieren, ehe es zu Staub zerbröselt und abgeräumt war. Mit dem Segen der obersten Grenztruppenchefs nahmen die Fotoreporter den Rest vom „antifaschistischen Schutzwall“ aufs Korn, Bernd Sefzik in Berlin, die anderen – Eberhard Klöppel, Peter Leske, Werner Schulze, Gerhard Zwickert und Heinz Dargelis – an Ostsee und Elbe, in Thüringen und im Harz. Die Fotosafari am steinernen Wall wurde zum Wettlauf zwischen Kameramännern und Grenzabbauern. Dann kamen die „Grenzfälle“ als Reportagereihe in die NBI (die bald danach, wie so vieles, das DDR-Zeitliche segnete) und lockten im Herbst 1990 als Ausstellung viele Zuschauer an: Hier konnte man sehen, was man 28 Jahre lang nicht aus nächster Nähe sehen sollte – die real existierende Mauer mit ihren Auswirkungen und Absurditäten. Die kleine Kirche im Niemandsland, den Grenzübergang, Todesstreifen und Stacheldraht mitten durch einen Fluss. Mit dem Steinwall verschwand damals auch die Ausstellung, bis sie jetzt vor dem 50. Jahrestag des Mauerbaues wieder hervorgeholt wurde (bis 16. Juni in der Tiergartenstraße 35). Lo.

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