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Friedrichshain: Die Straße der Kinderhelden

Der Ede-und-Unku-Weg verbindet zwei Kindertagesstätten in Friedrichshain. Der Name der neuen Straße erinnert an die zwei Helden eines Kinderbuches, das in der DDR zur bevorzugten Schullektüre gehörte.

In Friedrichshain, zwischen der Scharnweberstraße 60 und der Dossestraße, gibt es neuerdings einen Ede-und-Unku-Weg. Er verbindet zwei Kindertagesstätten miteinander, es mussten keine Adressen geändert werden, am Wegesrand stehen keine Wohnhäuser. Aber die Frage erhebt sich: Wer ist Ede? Wer ist Unku? Und weshalb dieser etwas komplizierte Name?

Berliner, die in der DDR zur Schule gegangen sind, wissen sofort Bescheid: Ede und Unku sind die beiden Haupt- und Titelpersonen eines schon im Jahre 1931 im Malik-Verlag erschienenen Kinderbuchs von Grete Weiskopf, die die Geschichte unter ihrem Pseudonym Alex Wedding veröffentlichte. Geschildert wird das Leben von Arbeiterfamilien während der Weltwirtschaftskrise in Berlin. Das Buch wurde Opfer der Flammen bei der Bücherverbrennung 1933.

In der DDR, wo Alex Wedding von 1953 bis zu ihrem Tode 1966 – unter anderem im „Haus des Kindes“ am Strausberger Platz – wohnte, gehörte der Roman zur Schullektüre der 5. Klasse, im „Lexikon des DDR-Alltags“ heißt es: An der Freundschaft zwischen Ede und dem Sinti-Mädchen Unku und an dem Verhältnis der beiden Arbeiterfamilien Sperling und Klabunde „sollten die Schüler zu einem tiefen Verständnis und zu einer parteilichen Wertung von Haltungen und Handlungsweisen in einer zugespitzten Klassenkampfsituation geführt werden“.

Alex Wedding, die als Jüdin und Kommunistin mit ihrem Mann Franz Carl Weiskopf über Prag, Paris nach New York emigrierte und nach ihrer Rückkehr 1950 bis 1952 in China lebte, wird mit der Benennung des Weges ebenso geehrt wie Erna Lauenburger, die das Vorbild für die Unku im Roman war. Die Reinickendorfer Familie Lauenburger wurde in Auschwitz getötet, ihr Schicksal stehe „stellvertretend für eine halbe Million Sinti und Roma, die Opfer des nationalsozialistischen Völkermords in Europa wurden“, sagte Kulturstadtrat Jan Stöß bei der Benennungsfeier des Weges am diesjährigen Holocaust-Gedenktag. „Themen wie Armut, Arbeitslosigkeit und Ausgrenzung, aber auch Freundschaft, Solidarität und Zusammenhalt zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen sind auch jetzt aktuell.“

Übrigens hatten Nachfahren der Familie Lauenburger schon zu DDR-Zeiten die Sinti-Swing-Band Berlin gegründet. Das Buch von Alex Wedding wurde 1980 von der Defa verfilmt. Titel: „Als Unku Edes Freundin war“.

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