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Biermeile

© Heerde

Friedrichshain: Festival der Flaschen

Zahlreiche Biersorten, Coverbands und nackte Oberkörper. Bis Sonntagabend feiern Hunderttausende Menschen auf der Karl-Marx-Allee die Internationalen Biermeile.

Tanzen kann man auch mit Bierkrug in der Hand. Glaubt zumindest Ronald, 31. Der Treptower hat sein Hemd weit aufgeknöpft und tritt ein wenig vor und zurück, immer Pi mal Daumen im Takt der Musik . Der Abend sei eine super Gelegenheit, Freunde zu treffen, sagt Ronald. Klingt einleuchtend. Mit wem ist er heute hier? „Mit Mama.“

Fast zweieinhalb Kilometer ist die Feiermeile des zwölften „Internationalen Berliner Bierfestivals“ auf der Karl-Marx-Allee lang, in 20 Zelten wird zwischen Frankfurter Tor und Strausberger Platz gefeiert. Noch bis zum heutigen Sonntagabend läuft das Festival, die Veranstalter rechnen mit insgesamt 800 000 Besuchern. Was treibt so viele Menschen auf die Meile?

Für John Braid und seine Freunde ist die Antwort am Freitagabend klar: „We love German Beer“, verkündet Braid. Der Brite ist extra wegen der Meile aus Glenrothes angereist. Na gut, das Brandenburger Tor wird er sich vielleicht auch noch ansehen. Thorsten Kipp aus Osterstedt ist mit seiner Frau zufällig hier gelandet. „Eine schöne Stimmung“, sagt er, lange verweilen wollten sie aber nicht unbedingt.

Der „längste Biergarten der Welt“ zieht vor allem die Flip-Flop-Generation an. Viele Jugendliche sind dabei, viele gehen auf die 40 zu. Vor den Bühnen wird mitgegrölt, Tanzende versuchen, auf der Bierbank das Gleichgewicht zu halten. Neben der Meile leert eine Gruppe 20-jähriger Azubinen erstmal die mitgebrachten Flaschen. „Wir wollen uns vorher schon mal einen antrinken“.

Am Strausberger Platz spielt eine Coverband „Songs zum Mitsingen“. Der Sänger wandert auf den Tischen durchs Zelt, die Menschen um ihn herum gröhlen „Marmor, Stein und Eisen bricht“. Vor der Bühne verabschiedet sich Marcel Tietz aus dem brandenburgischen Klosterfelde tanzend vom Junggesellendasein. Die Biermeile sei dafür einfach die „allertollste Location“, sagt er. Auch Denise aus Wedding kommt demnächst unter die Haube. Sie probt schon mal ihren Auftritt ganz in weiß: Turnschuhe, 7/8-Hose, T-Shirt. Mit ihren neun Freundinnen will sie „bleiben bis zum Umfallen“. Im nächsten Zelt bewegen sich nackte Oberkörper zur Musik von „DJ Tommy“. Andreas aus Lichtenberg hofft, noch ein paar Leute kennen zu lernen. „Ich bin hier, weil es Spaß macht“, sagt er und fällt dabei fast von der Bank.

Trocken bleiben nur wenige. Das Team vom Johanniter-Wagen gehört dazu, auch Falko vom Sicherheitsdienst. „Es gefällt mir auch nüchtern“, versichert der Zwei-Meter-Hühne, für den die Nacht erst in den Morgenstunden enden wird. Ein bisschen weiter kann man sich dem Delirium biologisch-korrekt ein Stück näher trinken. Kurz übertönen die Trillerpfeifen der Skater, die nebenan über den Asphalt gleiten, das Gläserklirren.

Beim „Thüringer Biernotdienst“ lehnt Sebastian aus Köpenick am Tresen. Seine Freundin ist eines der Mädels, die hier im knappen Krankenschwesterkostüm ausschenken. Aber deshalb ist er nicht hier, sondern weil er das Bier umsonst bekommt. „Umgerechnet 500 bis 800 Flaschen „Saigon Export“ pro Tag verkaufen wir“, schätzt Hang Müldner zufrieden. Im Mittelpunkt des Festivals stehen dieses Jahr aber die tschechischen Biere. Daneben gibt es auch „Kirschbier“ und „Mord und Totschlag“. Und gegen den Kater am nächsten Morgen kann man sich gleich eine saure Gurke mitnehmen. Stephanie Walter

Das Fest im Internet:

www.bierfestival-berlin.de

Stephanie Walter

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