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© Stephan Gustavus

Friedrichstadtpalast: Francisca Urio singt in neuer Winterrevue

Im Friedrichstadtpalast feiert „Winterträume“ Premiere. Die Revue weckt Fluchtfantasien – 65 000 Karten sind schon verkauft. Einer der Stars ist Francisca Urio, vielen bekannt noch aus der 2007er DSDS-Staffel

Zwei Tänzerinnen, schön und schmal, ziehen vor dem Bühneneingang bibbernd an ihren Zigaretten. Aus den Katakomben des Friedrichstadtpalastes dringen winterlich wirkende Wortfetzen auf Russisch herüber und die Regie ruft das Ensemble per Hauslautsprecher auf die Bühne: „Alle Beteiligten bitte zum Fabelwald!“ Genau, da ist es sicher viel aufregender als im nasskalten Berliner Winter. Der ist nichts für schwache Nerven und weckt schon im November heftige Fluchtfantasien.

„Winterträume“, die neue Revue des Friedrichstadtpalastes, lebt von dieser Sehnsucht. Am Sonntag ist Premiere. Anders als die Erfolgsshow „Qi“, die viele artistische Nummern vereinte, gibt es in „Winterträume“ zwar russische Schleuderbrettakrobatik und amerikanische Artisten auf Eis, aber sonst lebt die Show von vier singenden und schauspielernden Solisten und den Tanznummern des Friedrichstadtpalastes. Das scheint zu ziehen. Über 65 000 der rund 105 000 Eintrittskarten für November und Dezember seien schon verkauft, freut sich Intendant Berndt Schmidt. „Der Friedrichstadtpalast ist wieder cool“, findet er.

So wie der Fabelwald, der nicht aus echten Showtannenbäumen mit Glitzerpuder gewachsen ist, sondern einfach auf herabhängende Stoffbahnen projiziert wird. In Schmidts neuem Friedrichstadtpalast hat oller Ausstattungsplunder zum Anfassen nichts verloren. „Modern und sexy“ sind seine Lieblingsworte, wenn er die opulenten Kostüm-, Licht- und Klangshows auf weitgehend leerer Bühne beschreibt. Die „Winterträume“ immerhin dürfen trotzdem romantisch sein, „behaglicher und traditioneller als ,Qi’“.

Die in „Winterträume“ erzählte Geschichte ist eine, die in Berlin alle Tage passiert. Drei Leute, gespielt vom Komödianten Heinz Rennhack, Schauspielerin Sylvia Wintergrün und Musicalstar Lars Redlich, treffen sich zufällig in einer Einkaufsstraße, erzählen sich ihre Winterfluchtfantasien und – oops! – erleben sie dann auch wirklich. Die Traumtrips führen in die heiße Sonne der Karibik, wo die knackigen Girls und Boys des Friedrichstadtpalastes zum Glück weder Schal noch Mütze brauchen. Zum Powershoppen mit Platin-Kreditkarte ins klirrekalte Sankt Petersburg. Und in den Fabelwald, wo Einhörner wohnen und eine weiße Königin gerettet werden muss. Möglich macht „Sie“ das. „Sie“ ist eine wundersame Frau, die von Sängerin Francisca Urio gespielt wird. Die landete 2007 bei „Deutschland sucht den Superstar“ auf Platz sieben, ist inzwischen 28, wohnt immer noch in Wilmersdorf und bringt im Frühjahr ihr neues Album heraus. Wie sie in die Revue gekommen ist? „Ich wollte immer mal ein Showgirl sein“, lacht Urio, die vom Friedrichstadtpalast schon häufiger zum Vorsingen eingeladen wurde. Und wie steht sie zum Berliner Winter? „Ich bin schon mehr ein Sonnenkind“, bekennt Urio. Aber weil Winter für sie gleich Weihnachten, Zimt, Plätzchen und Jahresende sei, „wo man mental so’n bisschen runterkommt“, hält sie ihn auch hier aus. Das hundertköpfige Ensemble um sie herum und die rund 1900 Zuschauer im Saal sind für sie jedenfalls kein Grund zur Nervosität. „Da muss man ganz frei rangehen ans Stück. Jeder kann ja alles träumen.“

Ihr Bühnenpartner Lars Redlich, der den auf Russisch rappenden, extra dekadenten Sonnyboy Lars spielt, ist im wirklichen Leben weder in Sankt Petersburg noch der Karibik, sondern in Tiergarten ansässig und trotz seiner 28 Jahre ebenfalls ein alter Showhase. Er hat an der UdK studiert und stand unter anderem als „Käpt’n Blaubär“ und als Sky in „Mamma Mia“ auf der Musicalbühne. Snowboard fahren in den Bergen ist sein Wintertraum. Und dem Berliner Winter kehrt er nach der letzten Vorstellung am 7. Februar erst mal den Rücken. Gen Süden. Als Sänger auf einem Kreuzfahrtschiff.

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